Trotz des zunehmenden Onlinehandels bescheinigt eine wissenschaftliche Studie gute Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in Kufstein.
2014 wurde vom damals neu gegründeten Stadtmarketing eine große Kaufkraftstudie durch die CIMA-Austria durchgeführt. Durch eine neuerliche CIMA-Studie, dieses Mal in Auftrag gegeben von den Leader-Regionen KUUSK sowie Regio3, kann das Stadtmarketing die Entwicklung Kufsteins als Einkaufsstadt vergleichsweise beurteilen. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Stadt sind eine wichtige Grundlage für die Stadtmarketingarbeit. Die florierende Wirtschaft sowie die Geschäfte sind eine Voraussetzung für den Wohlstand in der Stadt“, so Thomas Ebner, Geschäftsführer vom Stadtmarketing Kufstein.
Gute Rahmenbedingungen
Die Kennzahlen für den Standort Kufstein sind erfreulich: Das Bevölkerungswachstum ist sehr hoch und wird in den nächsten Jahren im Vergleich zu Tirol und Österreich überdurchschnittlich steigen. Mehr Einwohner bedeutet auch mehr Kaufkraft, wovon die lokale Wirtschaft profitiert.
Die Zahl der Beschäftigten vor Ort ist in den letzten Jahren um 22,9 % gestiegen und das Einzelhandel-spezifische „Wohlstandsniveau“ in Kufstein liegt ebenfalls über dem Tirol- und Österreichschnitt. „Es pendeln wesentlich mehr Leute ein wie aus. Wenn man davon ausgeht, dass Arbeitseinpendler zu zwei Drittel ihre Einkäufe auch am Arbeitsort tätigen, ist dies ein zusätzliches, interessantes Kaufkraftpotential“, sieht Roland Murauer, Geschäftsführer CIMA Beratung + Management GmbH, sehr positive Faktoren.
Auch im Wettbewerb mit Einkaufsdestinationen in der Umgebung, u. a. Wörgl, Kitzbühel und Rosenheim, schlägt sich Kufstein hervorragend. Weiters ist die generelle Einkaufsattraktivität in der Innenstadt sehr gut: Mit 1,7 (Schulnotensystem) liegt Kufstein etwa vor Rosenheim (1,8), Kitzbühel (2,1) oder Wörgl (2,8).
Abnehmende Treue bei Einheimischen
Als „Wermutstropfen“ sieht Murauer die abnehmende Einkaufstreue der Einheimischen, dafür entwickeln sich jedoch die Kaufkraft-Zuflüsse aus den Umlandgemeinden und dem bayerischen Grenzgebiet positiv: „Da tragen die Imagebemühungen des Stadtmarketing Früchte“, so Murauer. Erfreulich ist die Kaufkrafteigenbindung der Kufsteiner Bevölkerung trotzdem: Während vergleichbare österreichische Städte hier eine Quote von 70 Prozent erreichen, liegt Kufstein - trotz leichtem Rückgang im Vergleichszeitraum (2014: 83 Prozent) - mit 79 Prozent immer noch klar darüber. Während die wirksame Kaufkraft in der Gesamtstadt Kufstein um 7,7 % von € 165,6 Mio. (2014) auf € 178,4 Mio. (2018) gestiegen ist, verzeichnet die Innenstadt ein minus von 2,5 %. Die gesamtstädtische Flächenproduktivität konnte von € 3.480,-/m2 auf € 3.660,-/m2 gesteigert werden.
Onlinehandel boomt
Der generelle Trend hin zu verstärktem Onlinehandel ist auch in Kufstein spür- und messbar. Für die Studienautoren ist nicht etwa Wörgl oder Innsbruck die größte Konkurrenz des Kufsteiner Einzelhandels, sondern der Onlinehandel. „Für uns ist es sehr wichtig, die Händler auf dieses Thema hin zu sensibilisieren“, so Ebner. „Es ist schon ein deutliches Zeichen, dass die Einheimischen weniger treu zum lokalen Einzelhandel sind“, bekräftigt Murauer. Während 2014 schätzungsweise rund € 3,1 Mio. von der Kaufkraft der Kufsteiner Bevölkerung in den Onlinehandel abflossen, waren es 2018 bereits € 7,6 Mio. - ein Anstieg von 145 %. „Der Einkauf in den virtuellen Einkaufswelten stellt für immer mehr Konsumenten eine attraktive Alternative dar. Maßnahmen und Strategien auf betrieblicher und gesamtstädtischer Ebene sind dringend erforderlich“, so Murauer. Es gebe Perspektiven und Ansatzpunkte, um dem digitalen Wandel zu begegnen. Als Beispiel nennt Murauer die Präsentation von Kufstein als interessanten Betriebsstandort für individuelle, innovative „multi-channel“ Angebote: Betriebsgründer mit neuen Konzepten sollten demnach nicht nur auf eine Branche setzen: „Man hat z. B. ein Textilgeschäft, welches Schmuck bzw. andere Lifestyle-Produkte anbietet oder Kindermodeläden, die Kinderspielzeug anbieten“, empfiehlt Murauer eine dementsprechende Sortimentstiefe. Weiters wichtig seien ansprechende Homepages der Betriebe sowie eine stärkere Präsenz im regionalen Einzugsgebiet.
Stadt fördert Wirtschaft und Einzelhandel
Kufsteins Bgm. Martin Krumschnabel ist erfreut über die Ergebnisse der neuen Studie und hebt die Impulse der Stadtgemeinde für die Wirtschaft und den Einzelhandel hervor: „Wir freuen uns, neue Betriebe bei der Betriebsansiedelung in Kufstein zu unterstützen. Erfolgreiche Maßnahmen in diesem Bereich resultieren in wenig Leerstand und einem überdurchschnittlich guten Branchenmix, der weitere Wirtschaftstreibende anlockt. Wir als Stadtgemeinde versuchen die Wirtschaft mit zielgerichteten Impulsen, wie einer breiten Wirtschaftsförderung, bestmöglich zu fördern und für optimale Rahmenbedingungen zu sorgen.“ Auch das Standortportfolio der Stadtgemeinde Kufstein wurde nun mit den neuen CIMA-Ergebnissen aktualisiert und soll interessierten Wirtschaftstreibenden einen ersten Eindruck des Wirtschaftsstandortes vermitteln.
CIMA-GF Roland Murauer (li.) und Thomas Ebner, GF Stadtmarketing Kufstein, präsentierten die Studie