Übervoll war das Gasthaus Neuwirt in Schwoich bei der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative „Sondermüll- und Asbestendlager - NEIN“ am Donnerstag, 11. April. Die rund 400 Besucher hatten im Raum nicht Platz, hörten von den Gängen und Nebenräumen und auch hinter der Leinwand zu.
Verständlicherweise sehr erbost zeigten sich viele Schwoicher, als sie erfuhren, dass es bereits sehr weit fortgeschrittene Pläne der Firma Rohrdorfer gibt, im Steinbruch des Zementwerk Eiberg in Schwoich eine Baurestmassendeponie mit Asbestendlager zu errichten.
Dr. Albert Zawadil, der bereits in einer Lungenfachklinik in Heidelberg arbeitete, erklärte die Folgen von Asbesterkrankungen und dass die Folgen erst 20 bis 60 Jahre später auftreten können.
Bürgerinitiative
Die Bürgerinitiative „Sondermüll- und Asbestendlager - NEIN“ hat sich mit dem mehrere hunderte Seiten dicken Antrag der Firma Rohrdorfer beschäftigt und ist dabei auch darauf gestoßen, dass geplant ist, Asbeststoffe in Schwoich zu deponieren. Insgesamt sollen 57.800 Tonnen pro Jahr bestehend aus 93 verschiedenen Stoffen gelagert werden. „Gerade Asbest zeigt, wie sehr man daneben liegen kann, wer weiß, was bei den anderen Stoffen noch alles dabei ist, was sich als schädlich herausstellt,“ so eine Meldung an diesem Abend.
Für Unverständnis sorgt auch ein beiliegendes Gutachten, das zwar die Windströmungen berücksichtigt - allerdings von Kufstein und nicht von Schwoich.
Allen voran macht man sich nun Sorgen um die Langzeitauswirkung der Gesundheit - die Deponie soll insgesamt 20 Jahre lang betrieben und anschließend kultiviert werden. Aber auch Grundstücksentwertungen und Imageschäden für den Tourismus - auch für den Bäderkurort Bad Häring - wurden genannt.
Firma Rohrdorfer
Auch die Firma Rohrdorfer war mit Geschäftsführer Mike Edelmann vertreten. Er zeigte sich verwundert: „Ich habe gar nicht gewusst, dass wir hier eine Asbestdeponie machen.“ Auch Herwig Glössl, Geschäftsführer der Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH. versuchte zu beruhigen: „Es handelt sich hier um Eternitplatten.“ Und diese sollen lt. Glössl nur Asbeststaub freigeben, wenn sie geschnitten werden.
Gemeinde Schwoich
Bgm. Josef Dillersberger lehnte in seiner Erklärung die Form der Diskussion in den sozialen Medien ab, hat aber auch Veständnis für die Vorbehalte und Sorgen nach den zur Zeit vorliegenden Informationen: „Nach wie vor halte ich den geplanten Standort günstig. Der Mergelbruch Neuschwendt ist über die Eibergstraße und über das Werksgelände von SPZ gut erreichbar und im Hinblick auf die Beschaffentheit und die Lage eignet er sich für eine Baurestmassendeponie. Allerdings werden wir seitens der Gemeinde alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Deponierung von Asbest und gefährlichen Abfällen zu verhindern“. Aus diesem Grund wurde auch Rechtsanwalt Dr. Max Ellinger damit beauftragt, die Gemeinde in dieser Angelegenheit zu vertreten.
Vielen Besuchern genügte diese Erklärung allerdings nicht. Man möchte die Baurestmassendeponie ganz verhindern, zudem kritisierte man den fehlenden Informationsfluss der Gemeinde. Doch auch diese hatte erst am 20. März die Pläne für das Vorhaben erhalten.
Die Bürgerinitiative möchte nun einen eigenen Verwaltungsrechtsexperten hinzuziehen, bei der Versammlung wurde dafür schon Geld gesammelt: „Wir haben da einen, der bekannt dafür ist, besonders bissig zu sein. Falls wir das gesammelte Geld nicht alles benötigen, wir der Rest an eine soziale Einrichtung in Schwoich gespendet.“ Zudem hat man am Informationsabend dazu aufgerufen, dass so viele wie möglich beantragen sollen, dass sie eine Parteistellung möchten. Über 400 dieser Anträge wurden an diesem Abend verteilt. Auch über die Verschleppung des Antrages über Gegengutachten und Klagen wurde offen gesprochen.
Am 24. April findet die Bauverhandlung am Gelände statt. Falls sich - wie zu erwarten ist - zuviele Bürger dafür anmelden, soll die Verhandlung im Mehrzwecksaal in Schwoich stattfinden. Zuvor will die Gemeinde zudem alle Bürger über den aktuellsten Stand der Dinge informieren, Ort und Tag werden rechtzeitig bekanntgegeben.
Rund 400 Besucher kamen zum Infoabend der Bürgerinitiative.