Eine von der Fa. Kurz errichtete Wohnanlage in der Wörgler Pfarrgasse weist anstatt der im aktuellen Bebauungsplan vorgegebenen Baumassendichte von 4,2 eine Dichte von 4,6 auf. Uneinig war sich der Wörgler Gemeinderat über die weitere Vorgehensweise.

Am 12. November 2019 hat die Fa. Kurz um Erhöhung der Baumassendichte angesucht. Begründet wurde dies durch den Umstand, dass man „einen Fehler gemacht habe“. Um das mittlerweile fertig gestellte Bauvorhaben genehmigen zu können, standen ein Abbruch der zu viel gebauten Kubatur, eine Einschüttung des Gebäudes oder eine Änderung des Bebauungsplanes mit Erhöhung der Baumassendichte im Raum.

„Es war pure Absicht“
Dass der Fa. Kurz ein Fehler passiert sei, konnte bei der Gemeinderatssitzung am 20. Februar keiner der 21 Mandatare so recht glauben. Durch die nicht genehmigte Bauausführung wurde ungefähr die Fläche einer 2-Zimmer-Wohnung zusätzlich errichtet. „Es ist eine bodenlose Frechheit, was fast nicht zu entschuldigen ist. Man tanzt der Gemeinde auf der Nase herum. Aber im Endeffekt muss man sagen, dass schon Mieter drinnen wohnen. Und die Leidtragenden sind die Mieter“, argumentiert Mario Wiechentaler (FWL).

„Es ist wesentlich mehr als ein Fauxpas. Ich unterstelle der Firma und dem zuständigen Architekten pure Absicht. Es ist nicht das erste Mal. Da kann man mit Argumenten nichts mehr richten. Wenn man Wohnungen vergibt, bevor der Bau abgenommen ist, dann ist bei mir als Referent endgültig der Ofen aus. Die Gemeinde braucht sich sowas nicht bieten lassen. Ich frage mich, wie so eine Firma die Konzession bekommt“, poltert der Vorsitzende des Technikausschusses, Emil Dander (Liste Hedi Wechner).

"Kein Irrtum"
„Ich bin auch der Meinung, dass dies kein Irrtum gewesen ist. Das sind Fachleute auf diesem Gebiet. Eine solche Art der Vorgehensweise kann man nicht tolerieren. Aber andererseits - ein Stück abreißen lassen oder eine Aufschüttung ist für das bestehende Gebäude bzw. für Mieter und Eigentümer ein nicht nachvollziehbarer Vorgang“, sprach Herbert Pertl (Liste Hedi Wechner) von einer schweren Entscheidung.

Trotzdem gut geglückt?
„Die Abstimmung ändert nichts am Zustand des Gebäudes“, so Andreas Taxacher. Der Gemeinderat vom Team Wörgl sprach sich für eine Änderung des Bebauungsplanes aus - bei einer Aufschüttung fast bis an die Fenster seien im Endeffekt die Mieter die Leidtragenden. „Diese Vorgangsweise ist absolut befremdend. Wir wenden sehr viel Zeit auf, Bauprojekte im Vorfeld zu prüfen. Dass wir dann Baumassendichten festlegen, das kommt nicht von irgendwo her. Da sind Experten am Werk. Was hier passiert ist, ist völlig inakzeptabel. Aber die großen Leittragenden sind die Leute, die da wohnen. In diesem Fall muss ich auch sagen, dass dieses Projekt für mich persönlich sehr gut geglückt ist“, erklärte GR Andreas Schmidt (Team Wörgl).

Auswirkungen für die Zukunft
„Wenn wir das jetzt einfach so durchgehen lassen, ist das geradezu eine Aufforderung für zukünftige Bauten“, ärgert sich GR Richard Götz von den Wörgler Grünen. „Rechtlich gesehen ist der Bauwerber absolut im Unrecht. Ich gehe auch davon aus, dass dies kein Zufall war, zumal der Bauwerber vom Fach kommt. Er hat sich ganz klar über die Vorgaben der Stadtgemeinde bzw. des Bauamtes hinweggesetzt.

Nach Strich und Faden verarscht
Was noch dazu kommt: Obwohl die Abnahme des Baues verweigert wurde, sind bereits Mieter eingezogen“, ärgerte sich Bgm. Hedi Wechner. Die Stadtgemeinde sei damit vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Wenn wir so etwas geschehen lassen, dann tanzen uns die Bauwerber in Zukunft auf der Nase herum. Andererseits ist es auch ein Faktum, dass dieses Haus ein besonders schönes Haus ist. Jetzt ein Stück aufzuschütten, nur damit wir mit der Baumassedichte ein Stück heruntergekommen, das ist natürlich auch eine Geschichte, die uns hart an den Rande des Schildbürgers führt. Ich habe ihm (Anm. dem Bauwerber) klipp und klar gesagt: Du hast die Gemeinde nach Strich und Faden verarscht“, ergänzt Bgm. Hedi Wechner.

Freie Entscheidung
Sowohl die Liste Hedi Wechner, als auch die Wörgler Volkspartei haben die Abstimmung fraktionsmäßig freigegeben. „Bei mir überwiegt die moralische Geschichte, ich werde diesem Antrag sicher nicht zustimmen“, so GR Hubert Aufschnaiter (Wörgler Volkspartei).
„Ich kann im Nachhinein nicht etwas ungesetzliches legalisieren. Für mich ist das unverständlich, dem kann ich nicht zustimmen“, schließt sich GR Hans-Peter Hager (Liste Hedi Wechner) an. „Es wird in Zukunft wieder irgendwann irgend so etwas pasieren. Und dann will ich mir das nicht anhören. Für mich ist das absolut kein Weg“, so Hubert Mosser (Wörgler Volkspartei).

Schlussendlich wurde die Änderung des Bebauungsplanes bzw. die Erhöhung der Baumassendichte im Gemeinderat mit zwölf zu acht Stimmen (eine Enthaltung) beschlossen.

Die Wohnanlage in der Wörgler Pfarrgasse bekam seitens der Baubehörde keine Benützungsbewilligung, obwohl die Mieter bereits eingezogen waren.