Eigentlich hatte die ÖBB bereits im Sommer 2019 die Pläne für die Umweltverträglichkeitsprüfung der geplanten Neubaustrecke eingereicht. Durch Nachverhandlungen des Langkamp-fener Gemeinderates konnten weitere Eingeständnisse erreicht werden. Doch nicht alle Langkampfener sind damit zufrieden.
Nicht allen Punkten des Forderungskataloges des Langkampfener Gemeinderates hat die ÖBB zugestimmt, aber „rund 95 %“, so die Gemeindevertreter. Doch die Versetzung einer Tunneleinfahrt um 800 Meter stößt vor allem den Bewohnern in Morsbach-Schaftenau-Au sauer auf, da die Züge nun länger oberirdisch unterwegs sein werden.
ÖBB setzte Frist
Dass sich die ÖBB nicht länger hinhalten lassen will, stellte sie in ihrem Angebot an die Gemeinde klar: „Die möglichen angeführten Änderungen des Projektes in Langkampfen gem. UVP-Planung 2020 ist als Gesamtpaket zu verstehen. Die Nichtanerkennung eines Punktes ist gleichzusetzen mit der Nichtanerkennung des Gesamtpaketes.“ Gleichzeitig setzte die ÖBB eine Frist für den 6. März für eine Entscheidung des Gemeinderates. Bei einer negativen Entscheidung würde dann der Stand vom Sommer 2019 gelten und alle Nachbesserungsverhandlungen nichtig werden.
Dabei sind in diesem neuen Angebot einige wichtige Punkte für die Gemeinde verankert: Die sogenannten Wannen, also die Absenkung der Streckenführung würde nochmals weiter gesenkt, auch die Tunnelführung würde verlängert werden. Und in Niederbreitenbach könnte die Absenkung im Bedarfsfall später in eine Galerie mit einseitiger Öffnung umgewandelt werden und vieles mehr. Da jedoch Richtung Kufstein die Einfahrt in einen möglichen Tunnel erst 800 Meter später erfolgen würde, befürchten die Bewohner eine starke Lärmbelästigung. Diese fühlen sich von der Gemeinde im Stich gelassen und Teil eines für sie schlechten Tauschhandels.
Protestaktion bei der Gemeinderatssitzung
Und so kamen rund 80 Anwohner zur Gemeinderatssitzung am Dienstag, 2. März, um nochmals gegen das neue Angebot der ÖBB zu protestieren.
„Es wurde versucht, mit den Auern, die sich dafür interessiert haben, zu sprechen, aber die Fakten und die Reduzierung des künftigen Lärmes werden einfach nicht zur Kenntnis genommen. Fakt ist, Au wird vom Lärm entlastet und in Morsbach wird die Bahn nicht hör- und sehbar sein“, so Bgm. Andreas Ehrenstrasser bei der Sitzung. Auch die Aussagen, dass der Gemeinderat hier über die Zukunft entscheidet, ließ Ehrenstrasser nicht gelten: „Wir bauen nicht, das macht die ÖBB. Die Gespräche mit der ÖBB waren stets sachlich und es ist nicht selbstverständlich, dass sie das Paket nochmals aufgemacht haben. Hier werden von ein aar mit den Erfahrungen der Vergangenheit Ängste für die Zukunft geschürt.“
Gemeinderat Nikolaus Mairhofer (SPÖ): „Der Forderungskatalog der Gemeinde wurde zu großen Teilen umgesetzt. Es stimmt auf keinen Fall, dass hier Ortsteile gegeneinander ausgespielt werden, ich kann hier wohl für alle Gemeinderäte sprechen, dass sich alle für das gesamte Langkampfen einsetzen, um die bestmögliche Lösung zu finden. Wir haben uns Experten dazugeholt, und das Ergebnis ist zum Vergleich zu den ersten Plänen der ÖBB um vieles besser. Einige Wünsche waren einfach nicht realistisch genug, dass sie umgesetzt werden konnten. Die Aufgabe des Gemeinderates geht weiter, um auch beim nächsten Abschnitt die geringstmögliche Belastung zu erreichen.“
Gemeinderat Rudolf Thaler (Langkampfen 2000 plus) gestand ein, dass er nicht alle technischen Details versteht: „Aber ich glaube Dr. Kofler (Anm. der Red.: der medizische Sachverständige für das Projekt), der das Projekt landauf-, landab lärmtechnisch begleitet hat. Entscheidend ist, das es mit dem Lärm für alle in Langkampfen, und das belegen die Lärmkarten, besser wird.“ Auf einen Zwischenruf, dass es für manche ein wenig und für manche mehr besser wird, rutschte ihm aber dann heraus, dass nicht jeder immer auf der Butterseite sein kann.
Abstimmung ohne Gegenstimme
Bei der Abstimmung über das Angebot der ÖBB gab es von den Gemeinderäten aller Fraktionen keine Gegenstimme. „Danke, dass du uns die Zukunft versaut hast“, so der Kommentar von zwei jungen Damen, die hinter dem Bürgermeister standen. Nach der Abstimmung verließen die 80 Anwohner den Raum, um vor dem Gebäude noch lautstark weiterzudiskutieren.
Im Anschluss erklärte der Bürgermeister, dass das Projekt kein Wunschkonzert der Gemeinde oder der Grundstückbesitzer ist, sondern auf Eisenbahnrecht beruhrt. „Ich bin überzeugt davon, dass sich 95 % derjenigen, die heute da waren, nicht länger als 15 Minuten inhaltlich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.“
Auch die Proteste änderten nichts mehr daran, dass der Gemeinderat in Langkampfen dem Änderungsangebot der ÖBB zustimmte.