Nach langen Überlegungen, wie die alte Wörgler Musikschule zukünftig genutzt werden könnte, fiel jetzt eine Entscheidung im Wörgler Gemeinderat: Das Gebäude wird verkauft, die Stadtgemeinde soll ein Fruchtgenussrecht erhalten.

Lt. Antrag ist es das Hauptziel, eine Nutzung im Sinne der Stadtgemeinde zu ermöglichen, ohne ein erhebliches Ausmaß an Mittel in das sanierungsbedürftige Gebäude zu investieren. Daher wird im Beschluss festgehalten, dass das Gebäude vom zukünftigen Eigentümer binnen 12 bis maximal 24 Monaten saniert wird.

Fruchtgenussrecht
Weiters wird im Beschluss festgehalten, dass der Stadtgemeinde ein Fruchtgenussrecht an 500 m² Nutzfläche (+/- 5%) der sanierten Liegenschaft einzuräumen ist. Untergebracht werden sollen seitens der Stadtgemeinde ein Stadtarchiv, das Heimatmuseum und ein Raum für Gesang und Orchester. Das angebrachte Trafohaus wird von den Stadtwerken Wörgl weiterhin genützt.

Absprache mit Investor?
„Obwohl es erheblichen Platzbedarf bei Wörgls Kultureinrichtungen gibt, hat sich die Stadtregierung (Anm. der Redaktion: Liste Hedi Wechner und FWL) gegen die Stimmen der Opposition für einen Verkauf der „Musikschule alt“ entschieden. Geprägt von Intransparenz bei den Vergaberichtlinien und vermuteter Absprache mit einem Investor blieb bei der Opposition, die dem Verkauf nicht zustimmte, ein mehr als fahler Geschmack zurück“, ärgert sich GR Richard Götz (Wörgler Grüne). Die Gemeindeführung stehe lt. Götz schon seit 2018 mit einem Investor im Gespräch, auf dessen Angebot hin sei die Ausschreibung zum Verkauf nun offensichtlich zugeschnitten worden. „Diese Vorgehensweise ist ein Lehrbeispiel für Intransparenz. Keines der von der Stadtregierung zugesagten Gutachten und Konzepte für eine anderweitige Nutzung konnten vorgelegt werden“, erklärt Götz.

Frist zu kurz?
Der Beschluss zum Verkauf der Liegenschaft wurde am 5. November gefasst, Angebote samt Konzept müssen bereits bis zum 29. November abgegeben werden. Ein Abänderungsantrag von GR Michael Riedhart (Junge Wörgler Liste), die Frist um drei Monate bis zum 28. Februar 2021 zu verlängern, sodass Investoren eine Möglichkeit hätten, sich damit zu befassen, wurde mehrheitlich abgelehnt. „Die Anbotslegung wurde mit nur drei Wochen festgelegt. Das ist mehr als unseriös und zeigt, dass die Bürgermeisterin gar nicht an einer Debatte über die Nutzung des denkmalgeschützten Hauses für die Wörgler Kulturvereine interessiert ist.  Ich will hier niemandem korruptes Verhalten unterstellen, aber dass ich nie daran gedacht habe, wäre gelogen“, meint Götz verärgert.  „Gespräche wurden im Rahmen der Vorarbeiten geführt, hatten allerdings lediglich den Charakter eines Informationsgespräches. Vor allem ging es bei diesen Gesprächen darum, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Ausmaß sich private Investoren überhaupt für dieses Projekt begeistern könnten“, bestätigt Wechner.

„Zeitraum ist nicht zu kurz gewählt“
„Die Frist der Angebotslegung ist lt. TGO vorgegeben. Der Zeitraum ist insofern nicht zu kurz gewählt, weil aufgrund der langjährigen Vorarbeiten sämtliche Details mittlerweile bekannt sind. Diese betreffen vor allem auch den Denkmalschutz wie auch mögliche Kostenvarianten“, wehrt sich Bgm. Hedi Wechner.
„Anstatt, wie es andere Gemeinden und Städte vorzeigen, Grund und Liegenschaften für zukünftige Aufgaben zu kaufen, geht Wörgl den verkehrten, sehr kurzsichtig gedachten Weg des Verscherbelns der wenigen noch vorhandenen, städtischen Immobilien“, so Götz abschließend.

Die alte Wörgler Musikschule wird verkauft. Bis zum 29. November können mögliche Investoren ein Angebot abgeben.
Foto: Wörgler Grüne