Bei der Wörgler Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag, 18. Februar, stand ein Antrag des Stadtrates zur Einstellung des Betriebes der Wörgler Wasserwelt auf der Tagesordnung. Durch die Vorlage von 2.600 Unterschriften für die Erhaltung des Wave wurde dieser Tagesordnungspunkt abgesetzt und einstimmig eine Volksbefragung beschlossen.
Bereits am Vormittag übergab GR Michael Riedhart (Junge Wörgler Liste) 2.605 Unterschriften zur Erhaltung des Wave. Aufgrund eines Formalfehlers bei der Fragestellung (keine Bedeckungsvorschlag) wurde diese Liste von Bgm. Hedi Wechner jedoch abgewiesen. „Wir, die FWL und die Liste Hedi Wechner, haben uns daher entschlossen, einen Antrag für eine Volksbefragung einzubringen“, so Wechner. Es sei ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Wörgler Bürgern, die ihren Willen bekundet haben.
Diskussion über Formulierung
„Soll die Wörgler Wasserwelt saniert werden und sich die Stadtgemeinde Wörgl durch Aufnahme eines Bankkredites dafür erhablich neuverschulden“, lautete die Fragestellung auf dem Dringlichkeitsantrag. Nach einer Sitzungsunterbrechung sowie einer kurzen Besprechung konnten sich die Fraktionsführer darauf einigen, den Antrag der Liste Hedi Wechner und der FWL in einen Allparteien-Antrag umzuwandeln und auch die Fragestellung abzuändern. In rund zwei Monaten wird die Wörgler Bevölkerung jetzt wie folgt befragt: „Soll die Wörgler Wasserwelt saniert werden und die Kosten die Stadtgemeinde Wörgl durch Aufnahme eines zusätzlichen Bankkredites finanzieren?“ Dieser Antrag wurde abschließend vom Gemeinderat einstimmig angenommen. Lt. Riedhart wurde seine Fragestellung zwar juristisch geprüft. Er sah in dem neuen Allparteienantrag jedoch einen guten Kompromiss, sodass er seinen Antrag auf Volksbefragung noch in der Gemeinderatssitzung zurückzog.
Wechner setzt Latte hoch
„Wenn die Wörgler Bevölkerung sich die Mühe macht und an einem Sonntag bei einer Volksbefragung für oder gegen die Erhaltung des Wave abstimmt, dann wird das für mich selbstverständlich bindend sein, außer der Gemeinderat stimmt anders ab. Aber ich werde die Latte hochlegen, es müssen mindestens 70 % teilnehmen und über die Hälfte für die Erhaltung des Wave sein. Dann wird klar sein, wir werden auch in Zukunft für das Wave zahlen und wir werden auch in Zukunft das Wave haben“, erklärt die Stadtchefin.
Auch für Vize-Bgm. Mario Wiechenthaler (FWL) sind die 70 % Beteiligung Voraussetzung für ein bindendes Ergebnis: „Das ist bei so einer schwerwiegenden Entscheidung, wo die Wörgler Bevölkerung über Jahre hinweg die Finanzen der Stadt Wörgl mitentscheiden kann, notwendig.“
Für GR Richard Götz ist diese Latte zu hoch: „Die 70 Prozent sind nicht erreichbar.“ Auch Riedhart schüttelt den Kopf: "Bei der Nationalratswahl 2019 lag die Wahlbeteiligung in Wörgl bei 54 Prozent, bei der Landtagswahl 2018 waren es 49 Prozent und selbst bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2016 lag die Wahlbeteiligung mit 63,9 Prozent deutlich unter der von Wechner nun aufgetürmten 70%-Hürde. Der einzige Grund, warum Wechner so agiert, ist, weil sie Angst vor den eigenen Bürgern hat. Das ist ein demokratiepolitisches Armutszeugnis." Trotzdem gibt Riedhart den Kampf um das Wave nicht auf: "Wir werden alles mobilisieren, um das Wave als zentrale Sport- und Gesundheitseinrichtung für alle Wörgler zu retten."
Wie marode ist das Wave wirklich?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, lud Bgm. Hedi Wechner den Sachverständigen Dipl. Ing. Johannes Schmidt in die Gemeinderatssitzung ein, um eine Einschätzung über den Zustand der Wörgler Wasserwelten abzugeben. „Alle Ausstattungen und Einrichtungen sind defekt und im Wesentlichen zu ersetzen“, gab Schmidt zu bedenken. Bereits 2008 erstellte der gerichtlich zertifizierte Sachverständiger ein 334-seitiges Mängelgutachten und verwies im Zuge dessen auf zahlreiche Planungsfehler bei der Errichtung. Dazu wies Schmidt auf die immensen Sanierungskosten hin, die in keinem Verhältnis zu einer neuen Lösung - wie z. B. die Errichtung eines neuen Regionalbades - stünden. „Ich bin überzeugt davon, dass die Bausubstanz nicht so schlecht ist, sodass es nicht sanierbar wäre“, entgegnete GR Andreas Taxacher (Team Wörgl). Wann er denn das letzten Mal selber im Wave war, wollte Taxacher von Schmidt wissen. Dieser antwortete: „Im Jahr 2008. Aber ich kenne auch das Gutachten von 2019. Dieses Schwimmbad ist ein ständiger Sanierungsfall.“ „Wir werden überall mehr zahlen, als veranschlagt“, gab Wiechenthaler zu bedenken. Der Vize-Bgm. stütze sich dabei auf die Sanierung des Wellenbecken, die aufgrund neuer Mängel viel mehr gekostet habe, als ursprünglich angenommen. Bereits vergangenen Dienstag meldete sich der ehemalige Betriebsleiter zu Wort: „Wir haben das Haus 15 Jahre lang geführt. Dass es jetzt so hingestellt wird, dass dies marode ist und sich eine Sanierung nicht mehr auszahlt, finde ich eine kühne Behauptung. Das glaube ich ganz einfach nicht“, so Christian Untersberger.
€ 1 Mio. Zuschuss
Um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten und die Liquidität sicherzustellen, beschloss der Gemeinderat einstimmig einen Zuschuss für das Wave in der Höhe von € 1 Mio. Dieser Betrag sei bis Ende der Sommersaison nötig (Gehälter, Materialkosten, Betriebskosten, Instandhaltung, Rückzahlung Jahreskartenbesitzer aufgrund Corona).
Gesamtinvestition
Insgesamt investierte die Stadt Wörgl bereits 21,3 Mio. in das Wave. Mit dem entgangenen, fikiv gerechneten Baurechtszins, sind es lt. Wechner sogar € 28 Mio. Ein Kredit über € 8 Mio. ist noch ausstehend.
Der Wörgler Gemeinderat beschloss einstimmig, das Volk über den Erhalt der Wörgler Wasserwelt zu befragen.