Deutschland verlängerte seine stationären Kontrollen an der Grenze zu Tirol um weitere zwei Wochen. Dies sorgt im Bezirk für Unverständnis.
„Es gibt kein Argument mehr, mit dem sich die Verlängerung der deutschen Grenzmaßnahmen rechtfertigen lässt. Mit der Entscheidung, großen Personengruppen für weitere zwei Wochen den Grenzübertritt zwischen Bayern und Tirol zu verweigern, verabschiedet sich Deutschland endgültig von einer faktenbasierten Corona-Politik“, macht VP-Bezirksobmann und Landtagsabgeordneter Alois Margreiter aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis. Währenddessen Deutschland gegenüber Tirol den harten Hund herauskehre, gäbe es gegenüber der deutsch-französischen Grenzregion Moselle, die mit einem südafrikanischen Virusanteil von 50 Prozent um ein Vielfaches stärker von der Mutation betroffen sei als Tirol, keine besonderen Maßnahmen. „Das ist alles nur mehr absurd und reine Schikane, was Bayern und Deutschland hier aufführen“, findet Margreiter deutliche Worte. Deutschland schädige hier mutwillig die grenznahe Wirtschaft und reiße sogar Familien auseinander. Pendler könnten seit Wochen nicht ihren Arbeitsplatz erreichen, unterstreicht der Kufsteiner Bezirksabgeordnete.
„Klare Ungleichbehandlung“
„Mit der neuerlichen Verlängerung des Quasi-Einreisestopps an der bayrischen Grenze versetzt Deutschland der bereits arg in Mitleidenschaft gezogenen grenzüberschreitenden Solidarität einen weiteren Schlag. Wir sehen hier eine klare Ungleichbehandlung hin zu anderen Gebieten. So kann man sich in der Europäischen Union nicht verhalten,“ zeigt sich die aus Thiersee stammende EU-Abgeordnete Barbara Thaler schockiert. Die stellvertretende VP-Landesparteiobfrau weiter: „Es gibt Menschen, die bereits seit Wochen ihren Partner oder ihre Familie nicht gesehen haben oder ihrem Job nicht mehr nachgehen können. Dass unsere Nachbarn all diese Fälle einfach beiseite wischen und die unverhältnismäßigen Maßnahmen weiterverlängern, trifft die Menschen in den Grenzregionen ins Mark.“
Vollkommenes Unverständnis herrscht auch bei NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer über die erneute Verlängerung der deutschen Grenzkontrollen zu Tirol: „Selbst der Koalitionspartner der CSU in Bayern, die Freien Wähler, verurteilen die Kontrollen. Das zeigt, dass Bayerns Ministerpräsident Söder völlig schmerzbefreit EU-Recht bricht. Familien müssen endlich als systemrelevant angesehen werden, damit zumindest eine Ausnahmeregelung geschaffen werden kann.“
Brief an Markus Söder
In einem Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erklärte Euregio-Inntal Präsident Walter J. Mayr die bis dato funktionierende, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und nannte drei konkrete Beispiele, die zurzeit großes Unverständnis und Verzweiflung durch die Grenzkontrollen hervorrufen würden. Die Staatsgrenze sei vor der Pandemie nicht mehr spürbar gewesen, jetzt gebe es wieder ein Dies- und Jenseits. „Schmerzhaft verspüren wir die Trennung von lieb gewordenen Menschen und aber auch das fehlende Einkaufserlebnis, den Besuch beim vertrauten Arzt oder im Krankenhaus, den Besuch der Schule oder der Hochschule, einer Kulturveranstaltung und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der NGOs. Wir würden gerne unsere Freunde und Bekannten besuchen, umarmen und miteinander ratschen“, so Mayr. Daher bittet er Söder, den Menschen in der Grenzregion der EUREGIO Inntal das Zusammenleben zu erleichtern: „Bei Vorzeigen eines negativen Testergebnisses sollte es ohne zusätzliche Bewilligung durch das Landratsamt möglich sein, die Nachbarn im Grenzbezirk wieder zu besuchen.“
Die Grenzen nach Bayern bleiben für die Meisten noch weitere 14 Tage zu.