Die Familie Schipflinger in Itter hat drei Almen in der Kelchsau. In den vergangenen Monaten wurden dort etliche Schafe vom Wolf gerissen. Am 11. August traf sich Hannes Schipflinger mit Christian Pichler, dem Wolfsbeauftragten des WWF Österreich.
Bereits zu Beginn der Almsaison forderte die Naturschutzorganisation WWF gemeinsam mit Landwirten ein Herdenschutz-Paket: „Der Wolf ist eine streng geschützte Art und eine absolute Bereicherung für unsere Natur. Für ein gutes Miteinander braucht es mehr Herdenschutz und eine Wiederbelebung des traditionellen Hirtenwesens. Das würde sich doppelt und dreifach rentieren“, sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.
Almen aufgeben?
„Unser Hauptproblem ist, dass Pichler unbedingt den Herdenschutz fördern will“, klagt Johann Schipflinger. Seit 35 Jahren hat der Bauer seine Tiere auf der Alm und erstmals denkt er daran, bei seinen Almgängen, zur eigenen Sicherheit die Jagdwaffe mitzunehmen: „Es mag schon sein, dass ein Wolf normalerweise keinen Menschen anfällt. Aber was ist, wenn es sich um ein krankes Tier handelt oder wenn er keine Beute findet?“ Zudem hat Schipflinger Angst um seine Tiere. Die Schafbauern sind sich darüber einig, dass der Wolf weg muss. Sie hätten bereits kundgetan, dass sie ihre Schafe nicht mehr auftreiben werden, solange der Wolf umgehe. Um die Kühe macht sich Schipflinger weniger Sorgen, aber die Kälber und das Jungvieh will er dann auch nicht mehr auftreiben. Mit belegter Stimme erklärt er dies, denn verstehen kann er nicht, warum plötzlich seine Tiere keinen Platz mehr auf den Almen haben sollten. „Man muss den Wolf als Wildtier respektieren. Der Wolf ist ungefährlich“, entgegnet Pichler. Der Wolfsbeauftragte erklärte, dass es mit den rund 20.000 Wölfen in Europa immer wieder Begegnungen mit Menschen gibt, aber sofern der Wolf nicht angefüttert bzw. angelockt wurde, sei noch nie etwas passiert.
Abschuss in Tirol?
Im Julilandtag wurden gesetzliche Änderungen für ein geregeltes Wolfsmanagement inklusive Entnahmen beschlossen. „Wir müssen noch diesen Almsommer zu einem positiven Abschussbescheid kommen. Ohne Handhabe gegen Wolf und Bär werden genau jene kleinen bäuerlichen Betriebe das Handtuch werfen, die die weniger ertragreichen und oftmals steilen Flächen in den Dörfern pflegen und die Almen bestoßen. Sie sorgen nicht nur für unser gepflegtes Landschaftsbild, sondern leisten auch wertvolle Arbeit zum Schutz vor Naturgefahren“, macht LK-Präsident Josef Hechenberger deutlich. „Eine Beweidung funktioniert nicht. Speziell die Schafalmen haben wir oftmals im extremen Hochgebirge, da kann man keinen Zaun machen. Und bei 20 bis 30 Schafen kann man keinen Schäfer oder Hirten anstellen, das rechnet sich nicht. Wir sind in der Umsetzung, dass wir jene Raubtiere, die sich mehrfach an Nutztieren vergreifen, entnehmen können. Die Alternative wäre, dass wir keine Almwirtschaft mehr haben“, ergänzt LH-Stv. Josef Geisler.
WWF gegen Abschuss
Pichler stemmt sich gegen den Abschuss von Wölfen: „Wir sind davon überzeugt, dass wenn ein Wolf entnommen wird, in zwei Wochen der nächste da steht. Man müsste ständig alle Wölfe schießen. Das ist keine Lösung.“ Dazu weist der Wolfsbeauftragte des WWF darauf hin, dass für eine gesunde und intakte Natur Greifvögel, Biber, Wölfe und Bären etc. gebraucht werden.
V. l.: Johann und Hannes Schipflinger, Christian Pichler und seine Assistentin Magdalena Erich und Schafbauer Christoph Astner
(Foto: Schipflinger)