Im Stadtteil Zell in Kufstein mussten einige Kinder auf andere Kindergärten in der Stadt aufgeteilt werden. Im laufenden Kindergartenjahr war es sogar notwendig, eine weitere Gruppe im Bewegungsraum des Kindergartens Zell unterzubringen. Dieses Provisorium wurde jedoch nur für ein Jahr durch die Kindergartenbehörde genehmigt.

Deshalb wurde in der Gemeinderatssitzung in Kufstein am Mittwoch, 17. November, ein Konzept zum Beschluss eingebracht, das die Unterbringung von zwei Kindergartengruppen in der derzeit leerstehenden Pflegestation im Wohnheim Kufstein Zell vorsieht. Zusätzlich würden auch ein Büro inkl. Besprechungsraum, diverse Nebenräume und ein zusätzlicher Bewegungsraum zur Verfügung stehen. Die voraussichtlichen Gesamtkosten für den Umbau belaufen sich  auf rund € 408.000.- exkl. MwSt., wovon € 128.000.- vom Land gefördert würden. Der Betriebsbeginn für dieses Generationenprojekt ist für den Herbst 2022 geplant.

Heftige Diskussion im Gemeinderat
Kein Gefallen an diesem Projekt fand GR Birgit Obermüller (NEOS): „Im April wurde ein Antrag von mir für einen Waldkindergarten abgelehnt. Die Summe kommt mir sehr hoch vor, vor allem, da das Gebäude nicht in einem guten Zustand ist. Ich kann mir für das Geld Besseres vorstellen. Es kommt mir wie eine Schnelllösung ohne Konzept vor. Jung und Alt zusammen hört sich gut an, in der Praxis hat sich das aber nicht so gut bewährt.“  
GR Richard Salzburger (VP) wunderte sich, wie es in Zell plötzlich zu so einem erhöhten Bedarf gekommen ist: „Generationenprojekt hört sich gut an. Aber wie kann es sein, dass der Kindergarten, der vor neun Jahren eröffnet wurde, schon wieder zu klein ist?“
Stadtrat Walter Thaler (GKL) hatte dies schon befürchtet: „Wir werden dem Antrag zustimmen, da es aktuell keine Alternativen gibt. Aber wir haben damals schon darauf hingewiesen, dass der Kindergarten in Zell zu klein gebaut wird.“
GR Horst Steiner (Liste Horst Steiner) bat alle Beteiligten, nicht das Wohl der Kinder für den Wahlkampf zu verwenden.
Viel schärfer fiel die Antwort von Ersatzgemeinderat Hermann Simon Huber (VP) aus: „Jung und Alt passen nicht zusammen, ein Schlag ins Gesicht für alle Großeltern. Wenn wir wie Obermüller nicht zustimmen, sollen die Kinder dann im Turnsaal bleiben?“ Und zu den Kosten: „Das wäre wohl einer der günstigsten Kindergärten, den wir haben. Und die Pädagogen machen einen Kindergarten aus, nicht der Name. An diesem Standort ist der Zeller Berg in der Nähe, der Wald kann jederzeit besucht werden.“
Bedenken hatte GR Harald Acherer wegen der Belegung des Pflegeheimes und ob dieser Platz nicht vielleicht in fünf Jahren benötigt wird. Vizebgm. Brigitta Klein (Parteifreien), die an dem Konzept für den Kindergarten mitgearbeitet hat: „Wenn wir in fünf Jahren plötzlich genügend Pflegekräfte haben, dann danke ich jedem persönlich, der das ermöglicht hat. Aber in Zukunft wird es andere Formen der Pflege geben, mit nicht mehr so großen Projekten.“
Auch die anderen Bedenken versuchte Klein zu zerstreuen: „Die Idee zu diesem Generationenhaus kommt vom Heimleiter des Pflegeheimes. Der Platzbedarf entstand deshalb, da es vor einigen Jahren zur gesetzlichen Verkleinerung der Kindergruppen gekommen ist. Statt 25 durften nur mehr 20 Kinder in eine Gruppe, bei vier Gruppen sind das 20 Kinder. Das Projekt wurde von den Inspektoren für sehr gut befunden, die Kosten sind für 40 Kinder nicht zu teuer. Zum Thema Waldkindergarten: Jeder Kindergarten geht in den Wald und für einen Waldkindergarten gibt es keine gesetzlichen Grundlagen. Dieses Projekt ist auch kein Schnellschuss, wir haben uns ganz intensiv damit auseinandergesetzt. Für
Pfleger:innen gibt es nun sogar einen Zusatzanreiz, in Zell zu arbeiten, da sie ihre eigenen Kinder im hauseigenen Kindergarten unterbringen können.“
„Wenn wir einen Kindergarten auf einer grünen Wiese bauen, sprechen wir von Kosten von mindestens 3 bis 4 Mio. Euro“, ergänzte Bgm. Martin Krumschnabel die Diskussion.
Der Antrag wurde schlussendlich mit 20:1 Stimmen (Gegenstimme von Birgit Obermüller) angenommen.