Bereits mit 17 Jahren übernahm der Kiefersfeldener Vollblutmusikant Josef Pirchmoser erstmals die musikalische Leitung einer Musikkapelle. Heute - 40 Jahre später - ist er immer noch Kapellmeister, leitet einen Männergesangsverein und musiziert im Ensemble Hans Berger, mit welchem er bereits zweimal für den Papst aufspielte.

Es ist ein Leben für die Musik: Josef Pirchmoser hatte schon mit sechs Jahren den Wunsch, Trompete zu erlernen und Kapellmeister zu werden. Mit zwölf Jahren trat er schließlich der Musikkapelle Kiefersfelden bei, zwei Jahre später arrangierte er seine ersten Stücke und mit 17 Jahren wurde der erste Marsch komponiert. Im selben Jahr übernahm er auch die Musikkapelle Söllhuben im Chiemgau als musikalischer Leiter. Anschließend dirigierte er die Oberinntaler Musikanten, das Landkreisjugendorchester, die Musikkapelle Kiefersfelden (insgesamt 25 Jahre), als Bezirksdirigent den Musikbund Ober-Niederbayern mit über 50 Kapellen und seit 2014 die Musikkapelle Hinterthiersee. Dazu komponiert Pirchmoser seit rund zehn Jahren die Bühnenmusik für die Ritterschauspiele Kiefersfelden und erstmals die komplette Musik für die Neufassung der Thierseer Passionsspiele, welche nächstes Jahr von Juni bis Oktober zur Aufführung gelangen. Selbstredend, dass Pirchmoser nach 2016 auch im nächsten Jahr die musikalische Leitung der Passionsspiele inne hat.
Neben seinem Beruf als selbständiger Musiklehrer, in dem er Trompete, Waldhorn, Tenorhorn, Bariton, Dirigieren und Musiktheorie lehrt, komponiert und arrangiert der gebürtige Oberaudorfer mit Thierseer Wurzeln für verschiedenste Besetzungen, instrumental und auch für Chöre.
Grund genug für den Kufsteinblick, um Pirchmoser zum Interview zu laden.


Kufsteinblick: Wie ist es dazu gekommen, dass du bereits mit 17 Jahren Kapellmeister wurdest?
Josef Pirchmoser: Ich habe für die MK Söllhuben vorher schon Stücke arrangiert. Nach dem Abschluss des Dirigentenkurses bekam ich die Möglichkeit, die musikalische Leitung zu übernehmen.

KB: War es nicht schwierig, in diesem jungen Alter respektiert zu werden?
JP: Da die Mitglieder merkten, dass meine Veränderungen zu hörbaren Verbesserungen beitrugen, war der Respekt schnell da. Ich musste ja auch von meinen Musikkameraden immer abgeholt werden, da ich noch keinen Führerschein hatte.

KB: Was waren deine Highlights in den vergangenen 40 Jahren?
JP: Als Trompeter sicherlich die Privatkonzerte im Petersdom für Papst Benedikt XVI im Jahr 2011 sowie für Papst Franziskus 2015, wo ich mit dem Ensemble Hans Berger als Trompetensolist mitwirken durfte. Als Dirigent die Erfolge bei den Wertungsspielen mit der MK Kiefersfelden sowie ein Doppelkonzert der Musikkapellen Hinterthiersee und Kiefersfelden mit der Aufführung von „Passio de Christ“ von Ferrer Ferran. Und schlussendlich der Kompositionsauftrag für die Neufassung der Thierseer Passion.

KB: Was sind die größten Herausforderungen als musikalischer Leiter?
JP: Die nötige Balance in der Stückauswahl zu finden. Man kann es nicht jeden recht machen, daher ist es auch menschlich teilweise eine schwierige Aufgabe.  Weiters ist es fordernd, das Mittelmaß zwischen Tradition und Moderne sowie im Schwierigkeitsgrad zu finden. Bei jedem Konzert fängt man fast bei null an. Es ist aber schön zu beobachten, wie die Entwicklung bis hin zur Aufführung verläuft. Die Belohnung ist dann der Applaus des Publikums.

KB: Wie haben sich die Musikkapellen in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
JP: Das Niveau hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Das liegt auch an der hervorragenden Ausbildung der Jungmusiker und sieht man an den Pflichtstücken zu den Wertungsspielen, deren Schwierigkeitsgrad immer mehr erhöht wurde. Dazu die Ausgewogenheit der Besetzung sowie die Aufnahme der Frauen in die Kapellen, ohne denen die meisten Kapellen gar nicht mehr spielfähig wären. Früher war jedoch das Pflichtbewusstsein für die Musikkapelle höher: Heute sind viele junge Menschen bei vier oder fünf Vereinen dabei. Dieses Freizeitüberangebot ist für die Traditionsvereine oftmals nicht fördernd.

KB: Wie läuft es derzeit mit der Nachwuchsarbeit?
JP: Da sehe ich seit ein paar Jahren ganz klar einen Aufwärtstrend. Die Bekanntheit von La Brass Banda sowie das immer größer werdende Woodstock der Blasmusik haben sicher viel dazu beigetragen. Trotzdem muss man immer dran bleiben und sich permanent mit der Anwerbung von Jungmusikern beschäftigen.

KB: Wie kam die Musikkapelle Hinterthiersee durch die Pandemie?
JP: Wir hatten als eher kleinere Kapelle das Glück, jeweils vor dem Sommer proben zu dürfen. Daher hatten wir im vergangenen Jahr und auch heuer eine tolle Platzkonzertsaison mit sehr großem Zuspruch. Auch haben wir noch eine Hoffnung auf unser geplantes Stefanikonzert am 26. Dezember in der Pfarrkirche Hinterthiersee.

KB: Was sind deine musikalischen Pläne für die Zukunft?
JP: Das nächste anstehende Großprojekt sind die Passionsspiele Thiersee, wofür die Proben im Jänner beginnen. Weiters steht im Jahr 2023 das im Zehnjahresrhythmus stattfindende Gemeinschaftskonzert aller drei Thierseer Musikkapellen auf dem Programm.

Derzeit arbeitet Josef Pirchmoser am Feinschliff seiner Kompositionen für die Thierseer Passionsspiele im nächsten Jahr.