Da die Manacare GmbH, bei der die Stadtwerke-Kufstein-Tochter Kufgem GmbH mit 30 % beteiligt ist, ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, wurde vom Landesgericht Innsbruck am 11. Jänner ein Konkursverfahren eröffnet. Neos fordert Aufklärung und wirft Bgm. Martin Krumschnabel die „Verschleierung eines Finanzskandals“ vor, für diesen wiederum sind die Vorwürfe „schleierhaft“.

Laut Neos Bürgermeisterkandidatin Birgit Obermüller war die 2016 gegründete IT-Dienstleistungsfirma Manacare bereits zum Stichtag 31. Dezember 2019 massiv überschuldet: „Aufgrund der Zahlen hat die Zahlungsunfähigkeit schon Ende 2019 zu Buche geschlagen. Die Verantwortlichen wussten spätestens Anfang 2020, dass Manacare konkursreif ist. Die Reißleine hätte früher gezogen werden müssen.“ Obermüller und Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer gehen von einer Insolvenzverschleppung aus: „Es geht um mindestens € 500.000,- Schaden für die Kufsteiner Steuerzahler, der durch die Manacare Pleite verursacht wurde“, berichtet Oberhofer und fordert Bgm. Martin Krumschnabel auf, alles aufzuklären, alle Quellen zugänglich zu machen und für Transparenz zu sorgen.

„Da wissen andere offensichtlich mehr“
Die Vermischung von politischen und wirtschaftlichen Themen sei lt. Manacare Geschäftsführer Manuel Putzer, BA für laufende Verkaufs- und Investorengespräche nicht dienlich, ein etwaiger Schaden könne dadurch unnötig größer werden. „Eine Zahlungsunfähigkeit Ende 2019 ist mir nicht bekannt, da wissen andere offensichtlich mehr. Ein negatives Eigenkapital wurde mit den rechtlich möglichen und für GmbH’s üblichen Mitteln im Zuge der Bilanzierung beim Firmenbuch bekannt gegeben. Das Unternehmen wird aktuell fortgeführt und im Zuge des Verfahrens wird die Rechtmäßigkeit überprüft, wobei ich persönlich zuversichtlich bin. Welcher Schaden für wen entsteht, ist heute noch nicht abzusehen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es verschiedene Optionen, auch einen Verkauf der Software“, erklärt Putzer in einer Stellungnahme.

Zuständigkeit bei Manacare
Der Geschäftsführer der Stadtwerke Kufstein und Kufgem, Wolfgang Gschwentner, sieht die Zuständigkeit für das operative Geschäft bei der Geschäftsführung der Manacare GmbH. Der Schaden stehe bis dato noch nicht fest, die Schadenssumme von € 500.000,- konnte Gschwentner auf Anfrage des Kufsteinblick nicht bestätigen. Es hätten jedoch alle Gesellschafter ein Gesellschafterdarlehen zur Verfügung gestellt.

Vorwürfe an Bgm. Krumschnabel
„Wir mussten feststellen, dass Krumschnabel die Angelegenheit offensichtlich unter den Teppich kehren will. Nur eine Pressemitteilung des Kreditschutzverbandes informiert über die folgenschwere Pleite, der Bürgermeister schweigt“, stellt Oberhofer fest.
Bgm. Martin Krumschnabel  sieht  einen Tritt in das Fettnäpfchen, Neos würden ihre wirtschaftliche Inkompetenz beweisen: „Dieses Investment erfolgte ohne Befassung der Politik und ist auch kein Finanzskandal. Ein Skandal ist es schon eher, wenn eine selbsternannte Wirtschaftspartei aus der Tatsache einer Insolvenz an sich schon einen Skandal ortet. Worin eine Insolvenzverschleppung liegen sollte ist mir derzeit schleierhaft, abgesehen davon, dass das nicht eine Sache des Minderheitsgesellschafters, sondern der Geschäftsführung der Manacare wäre.“ Eine tolle Geschäftsidee habe nicht geklappt, das sei gerade in Corona Zeiten keine Seltenheit. „Während die sonstigen Beteiligungen der Stadt bzw. ihrer Gesellschaften Millionenerfolge sind, ist eine einzelne Beteiligung nicht erfolgreich, aber das ist in der Wirtschaft völlig normal“, ergänzt Krumschnabel.

Beteiligungsausschuss gefordert
Um für mehr Transparenz bei Beteiligungen zu sorgen, fordert Obermüller jetzt einen Beteiligungsausschuss nach Vorbild des Landes: „In diesem Ausschuss sollen alle Fraktionen vertreten sein und dort müssen die Firmen, an denen die Stadt direkt oder indirekt beteiligt ist, regelmäßig Informationen liefern und die Geschäftsführung den Gemeinderäten Rede und Antwort stehen.“ Oberhofer sieht in so einem Ausschuss einen Meilenstein in der Transparenzpolitik: „Selbst wenn es einen Aufsichtsrat gibt, fließen die Informationen sehr spärlich. Das muss das Learning sein in der Causa Manacare.“
Krumschnabel ist generell dafür, in der Stadt Kufstein ein Beteiligungsmanagement mit Firmen der Stadt, Banken und sonstigen Firmen aufzubauen, um Start-Ups in der Aufbauphase zu helfen. Dies sei aber keine Garantie, dass jedes Investment auch funktioniere. „Der Aufsichtsrat ist sicherlich kompetenter besetzt, als ein allfälliger Beteiligungsausschuss aus Politikern, da dort nur Menschen mit wirtschaftlicher Erfahrung sitzen, was ja augenscheinlich bei manchen Gemeindepolitikerinnen nicht der Fall ist“, kontert Krumschnabel und legt nach: „Ich sehe hier nur eine verzweifelte Wahlkämpferin, der die Felle davonschwimmen und die auch nicht davor zurückscheut, eine äußerst erfolgreiche Firma der Stadt Kufstein in Misskredit zu bringen. Ich hoffe, dass nach der Wahl wieder die Vernunft einkehrt und im neuen Gemeinderat nur Menschen mit gesunder Wirtschaftskompetenz sitzen, die den erfolgreichen Weg unserer Gesellschaften nicht behindern.“

Über Manacare
Manacare ist eine Software, welche die 24 Stunden Betreuung, sowie die gesamte Personenbetreuung digitalisiert und vernetzt dabei regionale Vermittlungsagenturen, Personenbetreuer, Agenturen in den Herkunftsländern sowie die Taxidienste.

Die Manacare GmbH schlitterte in die Insolvenz. (Foto: seventyfourimages)