Nach 100 Jahren wurde erstmals die Textfassung über das Leben und Leiden Jesu Christi bei den Passionsspielen Thiersee verändert. Passend dazu wurde auch die Musik neu komponiert sowie ein neues Bühnenbild geschaffen.
Nicht nur anders, sondern komplett neu gelangt das Mysterienspiel zwischen 12. Juni und 2. Oktober im Passionsspielhaus Thiersee insgesamt 25 mal zur Aufführung. Die 250 Mitwirkenden proben derzeit abwechselnd an sechs Tagen in der Woche, mit den rd. 40 Thierseern im Hintergrund (Technik, Maske, etc.) wirken insgesamt ca. 10 % der Dorfbewohner an der Produktion mit. „Es ist der Zusammenhalt aller Mitwirkenden, der die Passionsspiele auszeichnet. Meist genügt nach fünf Jahren Pause ein Anruf“, freut sich der Obmann des Passionsspielvereins und zugleich Jesus-Darsteller, Michael Juffinger, über das Engagement der Thierseer.
Komplette Neufassung
Sehr traditionell, modern und zeitgemäß bezeichnet Obmann-Stv. Hans Kröll die Neufassung: „Es geht darum, mit der Zeit zu gehen und dem Zuschauer etwas Neues zu bieten.“ Der Südtiroler Schriftsteller Toni Bernhart verfasste eine neue Textfassung, in enger Abstimmung mit dem Regisseur Norbert Mladek komponierte und arrangierte passend dazu Josef Pirchmoser die komplette Musik. Selbstredend, dass der langjährige Kapellmeister wie bereits vor sechs Jahren auch die musikalische Leitung inne hat. „Wir haben ab den ersten Zeilen zusammengearbeitet. Die Musik geht auf das Stück und den Text ein“, definiert Pirchmoser sein Engagement als ehrenvolle Aufgabe. Die Chorleitung (49 Mitglieder) übernimmt Birgit Kröll.
Das neue Bühnenbild hat zwei Ansprüchen gerecht zu werden: Es soll ein integraler Bestandteil des Passionsspielhauses sein und zugleich den Grundgedanken, also die Entstehung des Christentums aus dem Judentum, transportieren. „Zu diesem Zwecke wurden die sich im Zuschauerraum befindlichen Stephans-Bögen als perspektivische Erweiterung in den vorderen Bühnenbereich integriert, um daraus das Portal einer christlichen Kathedrale zu kreieren. Der Davidstern als Hauptspielfläche symbolisiert das Judentum, welches als ‚Steinbruch‘ zur Entstehung des Christentums einen grundlegenden Beitrag geleistet hat“, beschreibt Mladek seine künstlerischen Beweggründe.
Drei Jesusdarsteller
Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern besetzt: Michael Juffinger und Christian Juffinger, die bereits im Jahr 2016 in dieser Rolle zu sehen waren, werden um den zwölfjährigen Leo Lamprecht ergänzt. Gemeinsam stellen sie Jesus Christus in verschiedenen Lebensphasen dar. Dabei tauschen Michael und Christian mit jeder Vorstellung die Rollen, sodass z. B. bei einem Ausfall einer beide Rollen übernehmen kann. Auch ein junger und ein alter Teufel wird auf der Bühne stehen.
Es gibt Szenen und Charaktere, die so bis dato auf der Bühne noch nicht existiert haben, aber natürlich in den biblischen Texten zu finden sind. „Es hat sich vieles verändert. Gleichgeblieben ist, dass es keine Passion der Effekte, sondern eine Passion der Emotionen ist“, betont Mladek.
Weitere Informationen und Tickets finden Sie unter www.passionsspiele-thiersee.at
V. l.: Josef Pirchmoser (Komponist, musikalischer Leiter), Norbert Mladek (Regisseur), die beiden Jesusdarsteller Michael und Christian Juffinger sowie Obmann-Stv. Hans Kröll