Die Heldenorgel in Kufstein ist die größte Freiluftorgel der Welt. Jeden Tag ist sie um 12 Uhr in der ganzen Stadt zu hören. Bespielt wird die Orgel vom Festungsinnenhof aus, wo sich auch zahlreiche Zuhörerplätze befinden. Doch der Name sei nicht mehr zeitgemäß, so Gemeinderat und Kulturreferent Klaus Reitberger (Parteifreie). Er fordert die geschichtliche Aufarbeitung der Geschichte der Heldenorgel.

„Angesichts der problematischen Geschichte ist wohl ein ‚ideologischer Relaunch‘ des Instruments und eine gründliche, kritische und tabulose Dokumentation seiner Geschichte im Festungshof dringend geboten“, so der Leiter der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Dr. Franz Gratl im Stadtalbum „Kufstein im 20. Jahrhundert“.
Doch die Geschichte des Instruments werde auf den Informationstafeln im Bürgerturm und den Internetseiten der Stadt und der Festung Kufstein verfälscht, so Reitberger nach Eigenrecherche. So fehle im Bürgerturm der Zusatz, dass die Orgel im Gedenken an die deutschsprachigen Soldaten des 1. Weltkrieges errichtet wurde. Auch über die spätere Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten fände man kein Wort. Noch problematischer findet Reitberger die Infotafel über Orgel-Initiator Max Depolo: „Weder werden seine kriegsverherrlichenden, deutschnationalen und antiitalienischen Gedichte, noch seine spätere Mitgliedschaft in der NSDAP erwähnt“.
Geändert werden soll auch das Abschlusslied der Heldenorgelkonzerte: „Das Lied vom ,Guten Kameraden´ ist in erster Linie ein soldatisches Lied. Wenn man die Orgel aber als Mahnmal an die Opfer aller Kriege und aller Gewalt interpretieren will ... so steht dies im Widerspruch damit, dass das Instrument täglich sein Konzert mit einem soldatischen Lied endet“, so Reitberger in seinem Antrag. Reitberger will die Bürger in den Entscheidungsprozess einbeziehen. Als Beispiel nannte er den Namen „Freiheitsorgel“.

Der komplette Antrag kann hier heruntergeladen werden: www.kufsteinblick.at/images/antragorgel2622.pdf

„Helden braucht es immer“
Eine ganz andere Meinung vertritt Stadtrat Walter Thaler (GKL). Für ihn ist die aktuelle Diskussion über die Heldenorgel eine Verunglimpfung der Traditionen: „Unsere Heldenorgel als Instrument des Nationalsozialismus hinzustellen und das Lied des Kameraden ins rechte Eck zu drängen, haben wir denn wirklich keine anderen Sorgen mehr? Eine Umbenennung unserer Heldenorgel wäre beschämend. Dem Gedankengut des Kulturreferenten nach braucht es keine Helden und Kameraden mehr, dies sei veraltet und nicht zeitgemäß. Was ist mit den Helden des Alltages wie das Pflege-und Krankenhauspersonal? Was ist mit Schul-, Berg-, Feuerwehr-, Schützen-, Musikkameraden und viele andere mehr? Ich bin stolz darauf über 40 Jahre das Lied des Kameraden am Friedhof für Verstorbene gespielt zu haben und lasse mir das auch nicht nehmen.“
Der Antrag wird vom zuständigen Ausschuss bearbeitet und anschließend im Gemeinderat abgestimmt.