Nachdem in Wörgl alle Stromkunden der Stadtwerke ein Kündigungsschreiben erhalten haben und gleichzeitig ein neuer Vertrag mit einem höheren Tarif angeboten wurde, war das Interesse an einem Sondergemeinderat zu diesem Thema entsprechend groß.

Gleich zu Beginn musste Bgm. Michael Riedhart eine Ermahnung aussprechen, nachdem Vizebgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl) trotz mehrfacher Aufforderung nach der Verlesung von Dringlichkeitsanträgen nicht zu sprechen aufhörte. Seine drei Anträge (Tiefprüfung der Stadtwerke Wörgl und der Wergl AG sowie Aufschub der verschickten Kündigungen bis 31. Oktober) wurden allesamt mit 13:8 Stimmen abgelehnt.
Als der Bürgermeister die Frage, ob der Bericht des Bürgermeisters disktuiert werden kann, verneinte, und auf den Tagungspunkt Anträge, Anfragen und Allfälliges verwies, kam es zu Zwischenrufen von allen Seiten, ohne dass das Wort erteilt wurde. Auch nach einigen Ermahnungen durch den Bürgermeister kam keine Ruhe in die Sitzung. Stadtrat Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) beantragte daher eine Unterbrechung, damit sich die Fraktionsfürher beraten können.  
Im Anschluss erklärte Reinhard Jennewein, Geschäftsführer der Stadtwerke Wörgl im Detail, wie es zu den Kündigungen und der Erhöhung der Strompreise gekommen ist. „Die Stadtwerke war die goldene Kuh, die über viele Jahre hinweg gemolken worden ist“, so Jennewein zu den vielen Zahlungen, die zur Finanzierung des Waves nötig waren sowie den zusätzlichen Dividendenausschüttungen an die Stadt. Das hätte sich auf die Liquidität ausgewirkt. Laut Jennewein würden die Stadtwerke beim aktuellen Strompreis monatlich bis zu € 750.000.- Verlust machen und in einem Jahr wäre dann die Energielieferung nicht mehr möglich. In einer Tiefenprüfung sah er kein Problem, da die Stadtwerke sowieso von zahlreichen Behörden mehrfach jährlich geprüft würden.
Anschließend wurde das Entlastungspaket des Bürgermeisters diskutiert. Mit einem Energiefonds in Höhe von € 220.000.- sollen vor allem einkommensschwächere Haushalte unterstützt werden. Orientieren will man sich hier an den Förderungsrichtlinien des Landes Tirols. Zudem soll jeder Wörgler Haushalt einen € 75.- Gutschein erhalten, der bei den Stadtwerken Wörgl, aber auch an Tankstellen oder beim Brennstoffeinkauf verwendet werden kann. Als dritten Punkt verzichten die Stadtwerke Wörgl auf die Index-anpassung der Wasser- und Kanalgebühren. Insgeamt hat das Paket eine Höhe von € 1 Mio.
Mehrfach kritisiert wurde der dritte Punkt. Gleich von mehreren Fraktionen kam die Frage, warum man nicht stattdessen gleich den Strompreis niedriger ansetzen würde. „Wir liefern nicht nur an Wörgler Strom sondern auch an Kunden in Wien und München, außerdem sind nicht alle Wörgler Stromkunden der Stadtwerke. Bei den Wasser- und Kanalgebühren unterstützen wir aber ausschließlich Wörgler“, so Jennewein.
Als sozial nicht treffsicher wurde der Gutschein über € 75.- kritisiert, davon würden auch Besserverdiener profitieren. Und beim Energiefonds befürchtete man eine zu niedrige Fördersumme für die Betroffenen.
Alternativ sollten die Kündigungen ausgesetzt werden und die Strompreiserhöhungen nochmals genau nachkontrolliert werden, so die Forderung der Listen Wir für Wörgl, Liste Hedi Wechner und der Freiheitlichen Liste Wörgl. So einem Antrag wurde aber bereits am Anfang der Sitzung keine Dringlichkeit zuerkannt.
Nach rund vier Stunden kam es zur Abstimmung des Entlastungspaketes, das mit 13:8 Stimmen angenommen wurde. „Mit diesem Paket ist noch nicht Schluss, es soll nur der Anfang sein“, so Bgm. Michael Riedhart.


Bei der Wörgler Sondergemeinderatssitzung war zeitweise kein Wort mehr zu verstehen - es kam zu fortlaufenden Störungen durch einige Mandatare. Die Sitzung musste nach 20 Minuten für ein klärendes Gespräch unterbrochen werden.


Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein erklärte die aktuelle Situation am Strommarkt und stand für Fragen zur Verfügung.