An insgesamt vier Standorten in Tirol bilden die Psychosozialen Zentren Erst-Anlauflaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen und ihre Angehörigen. Nach Innsbruck wurden kürzlich auch Beratungsstellen in Imst, Lienz und Wörgl eröffnet.
„Es braucht gute Unterstützungsangebote und es war ganz wichtig, dass wir in der psychosozialen Versorgung eine Lücke schließen“, erklärt Soziallandesrätin Gabriele Fischer die Inbetriebnahme der Psychosozialen Zentren in Tirol. Die vier Erst-Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen und ihren Angehörigen wurden vom Land Tirol in Kooperation mit den psychosozialen Einrichtungen pro mente tirol, Psychosozialer Pflegedienst und start pro mente kürzlich eröffnet und erfahren großen Zuspruch: In den ersten drei Monaten wurden bereits über 200 Klienten betreut. „Es geht darum, dezentral zu sein und das Angebot in die Region hinaus zu tragen. Es geht aber auch darum, ganz niederschwellig eine gute Betreuung sicherzustellen“, ergänzt Fischer.
Bei Kassenärzten liegen die Wartezeiten lt. dem Geschäftsführer der Psychosozialen Zentren, Michael Wolf, derzeit bei drei bis vier Monaten. Diese Wartezeit soll mit den neuen Einrichtungen überbrückt und ein Termin innerhalb von zwei Wochen angeboten werden.
Große Zielgruppe
„In eine psychische Ausnahmesituation zu gelangen kann jeden von uns treffen. Die Auswirkungen von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Teuerungen etwa sind für uns alle spürbar. Bei vielen Menschen wirkt sich dies unmittelbar auf die psychische Gesundheit aus und kann von seelischem Unwohlsein bis hin zu schweren psychischen Erkrankungen reichen. Darüber hinaus können private belastende Ereignisse einen psychischen Ausnahmezustand auslösen. Die psychosozialen Zentren stellen eine rasche und bedarfsgerechte Hilfe und Versorgung von Betroffenen und Angehörigen sicher“, betont Fischer.
Zur Zielgruppe der Psychosozialen Zentren zählen sowohl Betroffene als auch deren Angehörige. Sie werden – nach dem Motto „Vertraulich. Kompetent. Zeitnah. Kostenlos“ – bei der Suche nach geeigneten Hilfen bis zur Eingliederung in vorgesehene psychosoziale Angebote mit Überbrückungsleistungen unterstützt. „Es gibt Zeit zur Klärung der Ausgangslage und Raum zum Entwickeln einer Handlungsstrategie. Gemeinsam mit einem multidisziplinären Team vor Ort werden geeignete weiterführende Hilfen und Behandlungen gesucht. So wird etwa entschieden, ob ein stationärer Aufenthalt, eine Psychotherapie oder eine Wohnraumsicherung benötigt wird“, führt Wolf aus.
Zeit für ein Umdenken
Hintergrund der Einrichtung der Psychosozialen Zentren ist die Empfehlung des Beirates für psychosoziale Versorgung sowie der Maßnahmenplan „psychische Gesundheit“ der Landeszielsteuerungskommission Tirol. „Es ist an der Zeit, die psychische Gesundheit auf eine Stufe mit der physischen zu stellen. Die psychische Gesundheit eines Menschen hat direkten Einfluss auf die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit und das soziale Leben. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen eine entsprechende Unterstützung erhalten. Die hohe Nachfrage der Beratungsstellen untermauert die Notwendigkeit dieses psychosozialen Unterstützungsangebotes“, resümiert Fischer.
Das Land Tirol finanziert die Psychosozialen Zentren aktuell mit € 1,8 Mio. und bis 2025 mit jährlich € 2,4 Mio. In Wörgl besteht das Team derzeit aus drei Mitarbeitern, zwei weitere werden noch angestellt. Termine können kostenlos und vertraulich unter Tel. 050/500 oder unter www.psz.tirol vereinbart werden.
V. l.: GF Michael Wolf, die Wörgler Standortleiterin Beatrix Pfurtscheller sowie LR Gabriele Fischer