Im August erhob ein ehemaliger Mitarbeiter der Abteilung für Psychiatrie im BKH Kufstein im Rahmen eines Mobbingprozesses schwere Vorwürfe: Pflegebedienstete sollen im Jahr 2021 ungefragt mehrere Fotos und Videos von Patienten angefertigt, mit den Kollegen in einer Whats-App-Gruppe geteilt und mit Smileys und belustigenden Kommentaren versehen haben. Ein externer Bericht zu den mutmaßlichen Vorfällen liegt jetzt vor, die Chats waren jedoch nicht Gegenstand der Untersuchungen.

Es waren erschütternde Details, die vor vier Monaten ans Licht kamen: „Zu einem schwer dementen Mann - nur mit Unterhose im Bett liegend - hat sich ein Pfleger mit dem Daumen nach oben dazu gelegt und gelacht. Weiters wurde eine ebenfalls schwer dementkranke Frau gefilmt.
Obwohl diese Frau im Video noch sagte, dass sie nicht fotografiert werden möchte, lachte der Pfleger und antwortete süffisant: Es ist eh kein Foto, sondern ein Video“, zeigte sich der Innsbrucker Anwalt Michael Rück erschüttert. Dazu soll sich ein Pfleger im Dienst in den Räumlichkeiten des BKH Kufstein gefilmt haben, wie dieser sich einen „runterholt“. Dieses Video soll anschließend einer stationär aufgenommenen Patientin geschickt worden sein.

BKH Kufstein verspricht Aufklärung
Aufgrund der Vorwürfe schaltete das  BKH Kufstein die Datenschutzbehörde in Wien sowie das Arbeitsgericht ein und versprach eine vollständige, transparente Aufklärung. Der Obmann des Kufsteiner Krankenhausverbandes, Brixleggs Bgm. Rudolf Puecher, bestätigte vergangenen Donnerstag, 1. Dezember, die Entlassungen von zwei Pflegern. Ob es für weitere Mitarbeiter Konsequenzen geben wird, hänge vom Ausgang der Prozesse ab.

Externer Bericht liegt vor
Ein Team um den Arzt und Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie A am LKH Hall, Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, hat in den letzten Wochen zahlreiche Interviews vor Ort geführt und interne Dokumente und Unterlagen gesichtet. Dabei wurde festgestellt, dass es keine Hinweise auf offensichtliche, strukturelle Defizite gibt und die Abteilung in den letzten Jahren in der Lage war, die zugeteilten Aufgaben und komplexen Anforderungen in der Versorgung der Patienten  zu bewältigen. Im ersten Schritt wird auf den Bericht mit einer dritten Person im Nachtdienst reagiert: „Wir werden ab 2023 den Nachtdienst personell aufstocken, um ein durchgehendes Vier-Augen-Prinzip während der Behandlung sicherzustellen“, so Puecher.

Neubau hängt an Finanzierung
Der Bericht empfiehlt auch den Ausbau des Angebots im stationären und ambulanten Bereich. Die Pläne dazu liegen lt. Puecher schon seit acht Jahren in der Schublade: „Wir haben ein einreichfähiges Projekt am Tisch und wissen von der Notwendigkeit.“ Konkret gehe es um einen Zubau u. a. mit neuen, zeitgemäßen Räumlichkeiten für die Psychiatrie sowie einer neuen Intensivstation mit angeschlossener Pflegeklinik. Insgesamt könnte die Bettenkapazität von 383 auf 440 erhöht werden. Die Kostenschätzung dafür liegt bei € 100 Mio., davon müsste der Gemeindeverband € 25 Mio. aufbringen: „Dieses Geld ist im Moment nicht da. Ich habe dazu bereits ein Erstgespräch mit der neuen Gesundheitslandesrätin geführt“, wünscht sich Puecher schnellstmöglich ein Einvernehmen mit dem Land.


Präsentierten den externen Bericht: Krankenhausverbandsobmann Bgm. Rudi Puecher sowie Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner.