Verärgert reagierte Bgm. Martin Krumschnabel (Parteifreie) auf die Anfrage von Gemeinderätin Birgit Obermüller (NEOS) zur aktuellen Situation der Wasserrettung bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 3. Mai, in Kufstein. Er bezeichnete ein Facebook-Posting des Vereins als Frechheit und überlegte laut, prüfen zu lassen, ob die Aufgaben der Wasserrettung die Stadtfeuerwehr übernehmen könnte.
Die Wasserrettung Kufstein braucht eine neue Zentrale, und es gab bereits zweimal eine Lösung für dieses Problem. Zuerst wurden € 1,1 Mio. vom Land Tirol, der Stadt Kufstein und den zehn Gemeinden der Wasserrettung Kufstein und Umgebung für einen Neubau direkt am Inn in Kufstein zugesagt. Doch die zuletzt gestiegenen Preise in der Baubranche bereiteten dem Projekt ein jähes Ende, die Kosten hatten sich auf € 1,7 Mio. erhöht. „Die Stadt Kufstein hat sofort beschlossen, dass sie 60 % der Mehrkosten übernimmt“, so Bgm. Krumschnabel. Doch weder das Land Tirol noch die anderen Gemeinden hätten sich bereit erklärt, mehr zu zahlen. „Wir haben unsere Bemühungen nicht aufgegeben. Nachdem das Rote Kreuz eine neue Bezirksstelle errichten will, habe ich vorgeschlagen, sich mit ihnen zusammenzutun und ich würde mich dafür einsetzen, dass die € 1,1 Mio. mitgenommen werden können in das neue Projekt“, so Krumschnabel weiter. Doch Anfang April 2023 stand fest: Auch daraus wird kurzfristig nichts, da das Rote Kreuz dieses Bauvorhaben auf Eis gelegt hat.
Die Zeit drängte, denn die Wasserrettung musste aus der ehemaligen Zentrale im ÖBB-Gebäude ausziehen. Drei Monate suchte die Wasserrettung ohne Erfolg nach einer neuen Unterkunft. Wieder kam der Bürgermeister zur Hilfe und gab der Wasserrettung Bescheid, dass die Bergrettung neue Räumlichkeiten bezieht und die bisherigen frei werden.
Als letzten Ausweg bezog die Wasserrettung dieses Gebäude an der Wendlingerkreuzung, welches sich allerdings als nicht ideal herausstellte, da es keine Duschen für die Taucher gibt und sich das Gebäude selbst in einem desolaten Zustand befindet. Die Miete für die Unterbringung übernimmt wie bereits vorher die Stadt Kufstein. Dazu kommt noch, dass auch dieses Gebäude wohl in drei Jahren im Zuge der Kasernenareal-Bebauung abgerissen wird.
Anfang April entstand die Idee, den ursprünglichen Plan in einer Holzbauweise umzusetzen. Doch statt einer Rückmeldung, wieviel das Projekt in dieser Version kosten würde, kam ein E-Mail vom Bürgermeister, dass das Grundstück nicht mehr zur Verfügung stehen und man weiter auf die Lösung zusammen mit dem Roten Kreuz setzen würde. „Alternativ müsste sonst eine andere Gemeinde einen Grund zur Verfügung stellen“, hieß es abschließend im E-Mail.
Um ihren Unmut kundzutun, veröffentlichte die Wasserrettung auf Facebook einen Artikel, in dem sie sich über die neue Unterbringung beschwerte und entsprechende Fotos postete. Dazu, dass das Grundstück sechs Monate nach dem Aus des Projektes nicht mehr zur Verfügung stand, postete die Wasserrettung: „Eine persönliche Meinung zu diesen Aussagen behalten wir hierzu bei uns.“
Krumschnabel: „Jetzt beschwert sich die Wasserrettung, wie mies das Lokal ist. Ausgesucht haben sie es sich selber, bezahlt wird es von uns. Es ist mir in 13 Jahren noch nie passiert, dass ein Verein, weil er nicht sofort bekommt, was er will, dermaßen auf die Politik losgeht, insbesondere gegen meine Person, wo ich noch am Samstag zuvor auf der Festung dem Chef der Wasserrettung Tirol das Ehrenzeichen der Stadt Kufstein verliehen habe und ich gesagt habe, wir werden gemeinsam eine Lösung finden.“
Facebook-Posting nicht beleidigend
„Wir sind der Stadtgemeinde dankbar und wir wissen auch, dass sie sich immer für uns eingesetzt hat, es war nicht unsere Intension, jemanden zu beleidigen“, versucht Andrea Stock-Müllner, Obfrau der Wasserrettung Kufstein und Umgebung zu beschwichtigen. „Wir haben am 25. April erfahren, dass das Grundstück nicht mehr zur Verfügung steht, das hat bei uns diesen Unmut ausgelöst und so ist das Facebook-Posting entstanden. Wir haben eine Odyssee hinter uns und es hat mehr Rückschläge als Fortschritte gegeben und das seit 2017. Wir werden jetzt schauen, ob es irgendwo einen Grund gibt und wir vielleicht doch noch bauen können“. Obfrau-Stv. Alexander Rossmair ergänzte: „Wir waren für alle Unterstützungen immer dankbar. Das Posting war meines Erachtens nicht beleidigend, sondern Tatsachen.“
Die Wasserrettung ist ein Verein mit 33 aktiven Mitgliedern und seit 45 Jahren in Kufstein ansässig. Im Schnitt hat man zwei Einsätze im Monat.
V. l.: Obfrau Andrea Stock-Müllner und Stv. Alexander Rossmair: „Mit dem Posting wollten wir unseren Unmut ausdrücken.“