Im Kufsteiner Stadtmagazin wurde der Öffentlichkeit das Ergebnis eines Gutachten präsentiert, in dem der Obere Stadtplatz als Fußgängerzone für umsetzbar beschrieben wird. GR Christofer Ranzmaier (Kufsteiner FPÖ) startete nun eine Petition, in der sich alle Kufsteiner gegen dieses Projekt aussprechen können.

Ende Mai wurde ein von der Stadt Kufstein in Auftrag gegebenes Gutachten zum Thema „autofreie Innenstadt“ fertiggestellt. Das Innsbrucker Verkehrs- und Raumplanungsbüro kam zu dem Ergebnis, dass mit wenigen Änderungen der Obere Stadtplatz zur Fußgängerzone umfunktioniert werden kann und dadurch zahlreiche Vorteile entstehen würden. Der Verkehr würde dann zweispurig zwischen Maderspergerstraße bis zum Franz-Josef-Platz fahren. Bestehen bleiben soll der öffentliche Verkehr. Ladetätigkeiten wären ähnlich wie bisher am Unteren Stadtplatz in der Früh möglich. Laut den Experten würde dies zu einer deutlichen Reduktion des Autoverkehrs im untersuchten Bereich führen. Ein Ausweichverkehr in Wohngebiete soll es laut Gutachten nicht geben.
„Eine Fußgängerzone über den Oberen Stadtplatz ist eine weitere Idee zur Steigerung der Lebensqualität“, so Bgm. Martin Krumschnabel. Ihm ist aber bewusst, dass es Menschen geben wird, die gegen diese Pläne sein werden: „Unverzüglich nach der Präsentation gab es Widerstand, weil es immer noch Menschen gibt, die nicht nach Möglichkeiten suchen, sondern nur darüber nachdenken, wie sie Neuerungen verhindern können.“

FPÖ startete Petition
So sorgen die Pläne für Christofer Ranzmeier (FPÖ) vor allem für eines: Kopfschütteln. Für ihn möchte man das „... unausgegorene Projekt Autofreie Innenstadt quasi mit der politischen Brechstange in Umsetzung bringen, obwohl es massiven Widerstand aus Opposition & Bevölkerung gibt“, so Ranzmaier in einer Aussendung. Aus diesem Grund hat er eine Petition ins Leben gerufen: Unter kufstein.petition.tirol ruft er alle Bewohner der Festungsstadt auf, ihren Unwillen gegen das Projekt mit ihrer Unterschrift kund zu tun.
„Weder zur Verkehrssicherheit noch in Sachen von der Stadt ausgerufenen Klimanotstand kann diese Maßnahme tatsächlich etwas beitragen. Einzig die Beseitigung des Tempo-Fleckerlteppichs wäre vielleicht ein Argument, zeigt aber hauptsächlich die Planlosigkeit der handelnden Akteure. Eine zweispurige Führung mit Gegenverkehr von der Kinkstraße bis zum Franz-Joseph-Platz als Ersatz für den autofreien Oberen Stadtplatz bringt unzählige Probleme und ist z. B. bei Schneefall im Winter auch technisch nicht umsetzbar.  Es löst keine Probleme, die in der Innenstadt vorhandene Parkplatzproblematik wird dadurch um kein Stück besser“, erklärt Ranzmaier.
Kopfschütteln geht weiter
Für Vizebgm. Stefan Graf sind die Aussagen „sehr mutig“: „Tempo 30 trage nichts zur Verkehrssicherheit bei? Mehr CO2-Ausstoß bei geringerer Geschwindigkeit? Die Petition zeigt, wie sehr sich Ranzmaier mit dem tatsächlichen Projekt auseinander gesetzt hat und wie viel Populismus betrieben wird. Ich finde die politische Ausrichtung, alles verhindern zu wollen, sehr bedenklich. So wird die Schneeräumung lt. Planer einfacher, da es keine parkenden Fahrzeuge geben wird.“ Das Konzept hat zudem Stellplätze für Postkunden ausgewiesen, und Tempo 30 wird zurzeit für gesamt Österreich gefordert. „Kufstein ist nach St. Pölten jene Stadt mit der zweithöchsten Anzahl an Tiefgaragenabstellplätzen pro Einwohner. Diese sind nur zu 60 % ausgelastet. Der Entfall von 29 oberirdischen Stellplätzen sollte also kein Problem darstellen. Für die Schule wird eine Kiss & Ride Zone eingerichtet“, so Graf weiter. Er räumt aber ein, dass es bei den „Elterntaxis“ eine gewissenLernkurve gibt, die sich erst nach einigen Wochen eingependelt haben wird. „Schaffe ich es argumentativ und politisch nicht mehr, dann macht man eine Petition. Oftmals mit haarsträubenden Behauptungen. Beim Unteren Stadtplatz gab es ähnliche Argumente, nach der Umsetzung wurden die Kritiker zu Befürwortern. Ranzmaier & Co sollten sich die Frage stellen, für was sie in dieser Gemeinderatsperiode eintreten“, schließt Graf.
Bgm. Krumschnabel: „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum gerade junge Leute in der Politik so mutlos sind und alles so belassen wollen, wie es ist. Änderungen sind nur durch neue Projekte möglich und wenn sie sich nicht bewähren, können wir sie jederzeit rückgängig machen. Ich sehe für die Innenstadt eine blühende Zukunft nur dann, wenn es ein neues Verkehrskonzept gibt, zumal der stationäre Handel jedenfalls in Zukunft Probleme bekommen wird. In der Fußgängerzone wäre hier die beste Gegenmaßnahme auf regionaler Ebene.“


Schon Mitte 2024 könnte der Obere Stadtplatz zur Fußgängerzone werden.