Für die Stadt Wörgl wurden neue Wohnungsvergaberichtlinien ausgearbeitet. Diese stießen bei fast allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen auf sehr viel Zustimmung, nur GR Özlem Harmanci (Grüne) übte scharfe Kritik.

„Gemeinsam ist es gelungen, Richtlinien zu erstellen, die eine gerechte und transparente Vergabe der Wohnungen ermöglichen“, erklärte der Referent für Wohnen und Senioren, GR Walter Altmann (ÖVP) und dankte zugleich für die gute Zusammenarbeit aller Fraktionen.

Punkte nur noch für zwei Kinder
Eine gravierende Änderung betrifft die Punktevergabe bei größeren Familien: Bisher gab es für jedes Kind 10 Punkte, in den neuen Vergaberichtlinien bekommen Wohnungswerber für die ersten beiden Kinder zwar jeweils 15 Punkte, ab dem dritten Kind kommen allerdings keine weiteren Punkte mehr dazu. „Inhaltlich ist es ein großer Sprung, um den Wörglern wieder die Möglichkeit zu geben, vielleicht doch eher zu Wohnungen zu kommen, als es vorher der Fall war“, lobt Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl) die neuen Vergaberichtlinien. Harmanci sieht darin eine Diskriminierung: „Es ist eine Benachteiligung von kinderreichen Familien und eine Diskriminierung, wenn man nur von zwei Kindern ausgeht. Ich weiß auch, was der Hintergrund und die Einstellung dazu ist.“ Bgm. Michael Riedhart (ÖVP) verteidigt diese neue Regelung: „Wir haben in Österreich eine Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Familie. Das trifft genau den Zahn der Zeit. Es ist oftmals so, dass viele Eltern mit ein bis zwei Kindern gar nicht zum Zug kommen. Man will eine Fairness schaffen.“ Auch GR Christopher Lentsch (FWL) gefallen die neuen Richtlinien sehr gut: „Die Wohnungsvergaberichtlinien wurden ein Stück freiheitlicher.“ Altmann erklärte dazu, dass es in Wohnanlagen ein großes Problem mit Familien mit fünf bis sechs Kindern gebe.
Was bei diesem Punkt in vielen Wortmeldungen angedeutet - jedoch nicht ausgesprochen wurde: Mit der neuen Punktevergabe wird den oftmals kinderreicheren Familien mit Migrationshintergrund ein bisheriger Vorteil genommen.

Weiterer Kritikpunkt: Freiwillige Sprechstunde
Weiters kritisiert Harmanci das Zusatzangebot einer freiwilligen Sprechstunde scharf: „Wir sind nicht der Meinung, dass diese Sprechstunde freiwillig ist. Wofür gibt es die Punktevergabe, wenn wir dann zusätzlich noch eine Sprechstunde haben. Wenn jemand eine Wohnung sucht, wird er zu dieser Sprechstunde gehen müssen, sich schön anziehen und weinen müssen, damit man eine Wohnung bekommt.“
Riedhart sieht diese Behauptungen aus der Luft gegriffen: „Eine Sprechstunde hat auf die Entscheidung des Stadtrates keine Auswirkung. Es ist ein freiwilliges Angebot.“ Auch Altmann weist diese schweren Vorwürfe zurück: „Wir haben einen hohen Anteil an Wohnungswerbern mit Migrationshintergrund. Es geht darum, ihnen zu erklären, um was es geht. Die Sprechstunde ist Bürgernähe.“ Auch Ponholzer entgegnet Harmanci: „Ich verstehe nicht, wie man so etwas Gutes jetzt mit subtilen Unterstellungen schlecht machen kann. Wir schaffen es jetzt endlich, einen großen Konsens zu finden.“
Die neuen Wohnungsvergaberichtlinien wurden mit 19:2 Stimmen mehrheitlich beschlossen, die beiden Gemeinderätinnen der Wörgler Grünen stimmten dagegen.


GR Özlem Harmanci kritisierte die neuen Wohnungsvergaberichtlinien.