Emotionen spielten eine große Rolle, als sich vergangene Woche Vertreter aus allen Sparten in Langkampfen zusammen fanden, um über die „Bildung der Zukunft“ in Langkampfen zu sprechen. Was als Beteiligungsprozess geplant war, als Gedankenaustausch und Ideensammeln, schlug schnell in eine emotionale Diskussion um. Zentrale Themen waren dabei der geplante Bildungscampus in Unterlangkampfen sowie die mögliche Schließung der Volksschule Oberlangkampfen.
„Kaputtmachen“ einer funktionierenden Schule
Vom „Kaputtmachen einer funktionierenden Schule“ bis hin zur „Zerstörung eines Ortsteils“ war dabei die Rede. Auf der anderen Seite fielen Begriffe wie Jahrhundertprojekt und man sprach von Synergien und Konkurrenzfähigkeit in der Zukunft.
€ 60 - 70 Mio. Projekt
Gleich zu Beginn stellte der Bürgermeister der Gemeinde Langkampfen, Andreas Ehrenstrasser (Gemeinsam für Langkampfen) klar, dass die Volksschule und der Kindergarten in Unterlangkampfen neu gebaut werden müssen: „Geplant ist ein Bildungscampus der ca. € 60 bis 70 Mio. kosten wird, was auch für eine Gemeinde wie Langkampfen schwer zu stemmen ist.“ Wie dieser Bildungscampus genau aussehen wird bzw. was dieser alles beinhalten wird, entscheidet der Gemeinderat ca. im Sommer 2024.
Viele der Besucher wollten dies aber nicht so recht glauben - für sie galt es als bereits beschlossene Sache, dass der neue Bildungscampus auch die Volksschule Oberlangkampfen inkludieren soll.
Der Bürgermeister wies darauf hin, dass schlankere Strukturen in den kommenden Jahren unbedingt nötig seien. Es würde in Zukunft einen noch stärkeren Lehrermangel geben. Durch die Bildung von Clustern könnten Lehrer, die zur Zeit in Organisationsaufgaben gebunden sind, wieder unterrichten.
„Wir haben in Oberlangkamp-fen eine Schule, die bis jetzt gut funktioniert hat, aber die den Ansprüchen der Zukunft 100 prozentig nicht mehr genügen wird. Wir wissen, dass das Bildungskonzept der Zukunft keinen Klassenunterricht mehr in sich haben wird. Wir haben in Oberlangkampfen nicht die Möglichkeit, Marktplätze, Freiplätze usw. zu schaffen und so das Schulmodell der Zukunft umzusetzen“, so der Bürgermeister weiter.
Laut Bgm. Ehrenstrasser ist Oberlangkampfen prädestiniert in den nächsten 20 bis 30 Jahren um mehr als 500 Einwohner zu wachsen. „Wir haben in 10 Jahren schon die Situation, wo Ausspeisungen an den Schulen stattfinden müssen. In Oberlangkampfen gibt es keine Möglichkeit, einen Mittagstisch zu reichen.“
Das sah die Direktorin der Volksschule Oberlangkampfen, VD OSR Dipl. Päd. Waltraud Strubreither etwas anders: „Bezüglich Platznot haben wir im Moment 98 Schüler und Platz für 200 Schüler. Und bezüglich Mittagstisch haben wir eine wunderbare Schulküche. Man könnte das Gemeindehaus, das zwischen Kindergarten und Volksschule steht, adaptieren für einen Mittagstisch, für eine Ganztagesbetreuung. Wenn man jetzt von diesen € 60 Mio. einen Teil für dieses Wohnhauses nehmen würde, würde man sich den Neubau der Volksschule Oberlangkampfen ersparen und könnte auch einen Mittagstisch mit einer Ganztagesbetreuung anbieten.“
„Wir werden in der Zukunft das Gewohnte nicht mehr finanzieren können“, so der Bürgermeister weiter. „An einem Ort spart Kosten, schafft Gleichheiten. Meine Aufgabe als Bürgermeister ist es, die Zukunft der Gemeinde zu sichern und zur Sicherung der Zukunft gehört die pädagogische genauso wie die materielle Zukunft. Und ein Gemeinderat der sich seiner Aufgabe bewusst ist, kann nicht nach Emotionalität entscheiden, sondern nach Zahlen, Daten und Faktenabgleichen. Wenn wir etwas für die Zukunft schaffen wollen, dann müssen wir die Grundsätze der Sparsamkeit und der Zweckmäßigkeit einpreisen.“
Elementarpädagogik nicht betroffen
Ergänzend zu den Ausführungen der Oberlangkampfener Direktorin stellte Bgm. Ehrenstrasser ebenfalls klar, dass die Elementarpädagogik, wie Kindergarten und Kinderkrippe, vom Neubau bzw. vom Bildungscampus nicht betroffen sein werden und auf jeden Fall in Oberlangkampfen bleiben.
Befragung der Bevölkerung
Viele der Anwesenden wünschen sich eine Befragung der Bevölkerung. Bürgermeister Andreas Ehrenstrasser betonte mehrmals, dass der endgültige Beschluss über den Bildungscampus erst durch den Gemeinderat gefällt wird, man sich zu dieser Veranstaltung aber getroffen hätte, um Ideen und Wünsche für die Zukunft zu sammeln.
Doris Andreatta, MSc (Moderatorin): „Es gibt Vorlagen der Bildungsdirektion, die müssen eingehalten werden wenn man etwas neu baut. Es muss ein pädagogisches Konzept vorgelegt werden.“ Dabei spielt es keine Rolle ob es sich um eine Schule oder einen Schulcampus handelt.
Massiver Widerstand
Gegenwind kommt vor allem von den Lehrern der Volksschule Oberlangkampfen, den Eltern der Oberlangkampfener Schülern und der Oberlankampfener Bevölkerung. Neben einem befürchteten Leistungseinbruch durch größere Klassen stand vor allem das Argument im Raum, dass alles in Unterlangkampfen gebaut wird und Oberlangkampfen als Ortsteil zerstört wird.
Chance für Synergien
Der Direktor der Mittelschule Langkampfen, Florian Weinmayer, sieht im Bildungscampus eine Chance für die Mittelschule, Synergien zu nutzen. „Es könnte eine gemeinsame Aula geben mit Schulbuffet, die Musikschule könnte integriert werden. Vieles könnte gemeinsam genutzt werden. Außerdem muss es in Zukunft die Möglichkeit zur Ganztagesbetreuung geben, inkl. Ferienbetreuung“.
Stimmen aus der Politik
Vizebürgermeister Josef Greiderer (Das Starke Team für Langkampfen) erklärte, dass bisher im Gemeinderat noch nichts besprochen wurde. Seine Fraktion hat sich noch nicht festgelegt und es mache seine Partei aus, dass jeder frei entscheiden kann. Er persönlich sei dafür, dass es zwei Volksschulstandorte gibt, sollte das irgenwie umsetzbar sein.
GR Nikolaus Mairhofer (SPÖ Langkampfen & Parteifreie) sieht Vor- und Nachteile: „Wir sind heute hier, um uns zu informieren. In meiner Fraktion gibt es unterschiedliche Präferenzen. Wir hören natürlich auch auf die Stimmung in der Bevölkerung. Es ist wichtig, das Land Tirol mit an Bord zu haben. Es gäbe aber auch Erweiterungsmöglichkeiten in Langkampfen und die Möglichkeit Sprengel aufzuheben um eine Wahlfreiheit zu schaffen“.
Zahlreiche Vertreter aus allen Bereichen wie Politik, Elementar- pädagogik, Volksschule, Mittelschule, Elternvertretungen, Eltern usw. waren anwesend. Das Interesse an der Veranstaltung war übermäßig groß.