Zwischen 1938 und 1941 wurde das Innkraftwerk in Kirchbichl errichtet. Im Zuge der Bauarbeiten wurden auch rund 150 polnische Zwangsarbeiter von der damals NS-dominierten Alpenelektrowerke AG eingesetzt. Zwei Barackenlager wurden eigens dafür errichtet. Reste davon konnten im Zuge der Erweiterungsarbeiten bei der Kraftwerksanlage vor einigen Jahren gesichtet und dokumentiert werden. Ein Mahnmal erinnert jetzt an diese dunkle Geschichte.

„Es ist wichtig, die Geschichte sichtbar zu machen und zu erzählen und auch den Kindern zu lernen, dass so ein Unheil nie mehr passieren sollte“, erklärte Tiwag-Vorstandsdirektor Alexander Speckle bei der offiziellen Eröffnung des Mahnmals vergangenen Dienstag, 2. Juli. „Erst mit diesem Ort der Erinnerung ist das Bild der Kraftwerksanlage Kirchbichl komplett“, ergänzt Speckle.
Das von den Stubaier Schmiedekünstlern Martin und Michael Wilberger konzipierte Mahnmal aus Cortenstahl  bzw. Bronze steht symbolisch für jene zwei polnischen Zwangsarbeiter und beiden einheimischen Frauen, die wegen des Vorwurfs des intimen Umgangs hingerichtet beziehungsweise ins Konzentrationslager deportiert wurden. Umringt ist das Paar von acht Kriegsgefangenen, die mit stoischem Blick in Richtung Krafthaus schauen.
Für Vize-Bgm. Wilfried Ellinger steht fest: „Das Kraftwerk Kirchbichl war eine Pionierleistung, von der wir bis heute profitieren. Zu dieser Geschichte gehören aber auch das sogenannte ‚Polenlager‘ sowie das ‚Lager am Wehr‘ auf Kirchbichler Gemeindegebiet, in denen Menschen gegen ihren Willen untergebracht waren und in weiterer Folge auch ums Leben gekommen sind. Wir sind der Tiwag sehr dankbar, dass dieses Mahnmal errichtet wurde.“
Lt. dem Historiker Hort Schreiber ist dieses Mahnmal in Kirchbichl das erste Gedenkzeichen in Tirol, das dem Thema Zwangsarbeit gewidmet ist.

Schulprojekt
In der Mittelschule Kirchbichl wurde bereits das Projekt „NS-Zwangsarbeit und das neue Mahnmal in Kirchbichl“ mit den Schülern der 4. Klassen gestartet.  Durch die Aufnahme in den Lehrplan soll ausgehend vom Mahnmal Basiswissen zu Zwangsarbeit und NS-Verbrechen in regionalem Zusammenhang vermittelt und das Bewusstsein geschaffen werden, wie verletzlich eine demokratische Gesellschaft und wie wichtig der Schutz der Demokratie ist.


Tiwag-Vorstandsdirektor Alexander Speckle freut sich mit (v. l.) den Künstlern Michael und Martin Wilberger, Polen-Honorarkonsul Eugen Sprenger, Johannes Pöll (Bundesdenkmalamt), Vize-Bgm. Wilfried Ellinger, Mittelschule-Lehrerin Bianca Fragner, Projektinitiator Hubert Kammerlander und Historiker Hort Schreiber über die gelungene Aufarbeitung der Geschichte der Kraftwerksanlage Kirchbichl.