Viele Experten – viele Meinungen. So kann man das aktuelle Streitthema rund um die Jagdpacht im Kaisertal verkürzt darstellen. Unumstritten ist hingegen, dass bei der Beforstung des Kaisertales gehandelt werden muss.
Obwohl der aktuelle Jagdpächter alle Vertragsbedingungen eingehalten hat, schaut es laut einer Erhebung der Verjüngungsdynamik des Landes Tirol nicht gut aus um den Bestand im Kaisertal. Erhoben wurden die Jahre 2020 bis 2024. Doch genau diese Aussagekraft dieser Verjüngungsdynamik wird wiederum von einigen Experten angezweifelt.
Bereits Anfang des Jahrs hat der Gemeinderat mehrheitlich entschieden, dass die Jagdpacht nicht mehr vergeben wird und die Stadt selbst für das Kaisertal die Verwaltung übernimmt. Dadurch verliert man aber nicht nur die Einnahmen des Pachtzinses (€ 80.000.-), sondern es muss auch ein Berufsjäger eingestellt werden und die Instandsetzungs- und -haltungskosten übernommen werden.
Aus diesem Grund gab es in der Gemeinderatssitzung vom Mittwoch, 2. Oktober, einen gemeinschaftlichen Antrag der VP Kufstein und der NEOS, den Pachtvertrag, der mit März 2025 ausläuft, neuerlich zur Verpachtung auszuschreiben. Als Argument wird in dem Antrag angeführt, dass man es bisher nicht einmal im Revier des Stadtberges geschafft hat, welches wesentlich kleiner als jenes im Kaisertal ist, die erforderlichen Abschusszahlen zu erreichen. „Den Inhalt des Vertrages gibt der Verpächter vor“, so Stadtrat Richard Salzburger (VP Kufstein). Für ihn ist klar, dass in neuen Verträgen festgehalten werden muss, welche Maßnahmen nötig sind, um den Wald in einen entsprechenden Zustand zu bringen.
„Wir haben am Stadtberg die doppelte Anzahl zu schießen und wir schaffen 70 %. Mit einem Berufsjäger hätten wir dann jemanden, der diese Quote auch am Stadtberg erfüllen könnte“, so Forstreferent Thimo Fiesel (Kufsteiner Grüne). „Die von der Landesverwaltung erstellte Verjünungsdynamik sagt klar, dass es so nicht reicht. Unsere Forstabteilung, die Wasserabteilung der Stadtwerke und die BH sagen zu uns, wir müssen hier was tun.Wir haben uns mit den Wiener Forsten auseinandergesetzt, die schon vor 20 Jahren auf Eigenbewirtschaftung umgestellt haben, auch die haben gesagt, ihr müsst hier was tun.“ Zudem gab er zu bedenken, dass die Kosten massiv ansteigen, wenn sich die Situation im Kaisertal im gleichen Tempo verschlechtert.
„Die Verjüngungsdynamik hat sich von 2020 bis 2023 katastrophal verschlechtert. Die Zahlen sind doppelt so schlecht wie im Bezirksdurchschnitt. Daraufhin hat der Pächter gebeten, dass die Untersuchung wiederholt werden soll, was wir auch gemacht haben. Das Ergebnis: Die Zahlen waren 2024 nochmals erheblich schlechter wie 2023. ... Der Schutz des Trinkwassers muss hinter den Interessen des Tourismus, Forstes und der Jagd stehen. Man hat der privaten Jagd die Chance gegeben, die Ergebnisse sind aber schlecht. Jetzt probieren wir es selbst. Wenn sich das nicht bewähren sollte, schreiben wir die Pacht wieder aus“, erklärte Bgm. Martin Krumschnabel.
Die anschließende Abstimmung ging mit 11:10 mit Stimmen der Mandatare der Parteifreien und Kufsteiner Grünen knapp gegen den Antrag aus, die Verpachtung neu auszuschreiben. Offen ist noch, wie Jäger ins Kaisertal kommen, wenn Jagdkarten ausgegeben werden.