Bgm. Michael Riedhart wollte im Zentrum von  Wörgl ein neues Ganzjahresbad errichten, diese Pläne haben sich jetzt allerdings in Luft aufgelöst. Der Stadtchef sieht die Schuld beim Land, heftige Kritik gibt es von der Opposition.

„LH Anton Mattle hat uns ermutigt und darin bestärkt, weiter an dem Projekt Regionalbad festzuhalten. Es liegt jetzt am Land und am Bäderbeirat, die finanzielle Unterstützung zu konkretisieren. Letzterer soll im Jänner seine Arbeit aufnehmen“, zeigte sich  Riedhart im vergangenen Oktober noch optimistisch.

„Scheinförderung“
Nach einem Gespräch mit dem neuen Landeshauptmann-Stellvertreter Philip Wohlgemuth (SPÖ) habe sich die Hoffnung aber schnell zerschlagen. „Teile der Landesregierung haben den Menschen im Bezirk Kufstein Sand in die Augen gestreut. Denn bei der Präsentation der Bäderstudie wurde der Bevölkerung ein ganzjähriger Badebetrieb versprochen. Die Bäderrichtlinie des Landes Tirol sieht aber maximal € 13,5 Mio. für den Neubau eines Hallenbades vor - mit so geringen Mitteln baut man kein Hallenbad“, zeigt sich Riedhart enttäuscht.
Damit würden sich weder die Baukosten, geschweige denn der anschließende laufende Betrieb finanzieren lassen. Die Gesamtkosten belaufen sich lt. Riedhart selbst bei der kleinsten Hallenbadvariante auf mindestens das Dreifache. „Es liegt auf der Hand, dass die Differenz weder von einer Stadtgemeinde allein noch mit Hilfe der Umlandgemeinden getragen werden kann“, so Riedhart, der der Landesregierung vorwirft, somit eine Scheinförderung auf den Weg gebracht zu haben.

Falsche Hoffnungen?
Der Landtagsabgeordnete der SPÖ und Wörgler Stadtrat Christian Kovacevic sieht „Unvermögen des Bürgermeisters“ als Grund für das Aus: „Die Art und Weise, wie Bgm. Riedhart an das Projekt Regionalbad herangegangen ist, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt: Zuerst großspurig versprechen – und dann die Schuld bei allen anderen suchen.“ Diese Schuld nun an das Land abzuwälzen, bezeichnet Kovacevic als „politische Bankrotterklärung“. Das Land nehme trotz angespannter finanzieller Situation erstmals eine noch nie dagewesene Summe für die Förderung von Schwimmflächen in die Hand: „Wenn selbst das nicht reicht, liegt die Verantwortung nicht mehr beim Land, sondern beim Bürgermeister der Stadt Wörgl.“
„Luftschlösser“
„Nach der Veröffentlichung der Bäderstudie hat jeder verstanden, dass mit lediglich € 75 Mio. für Neubauten und Sanierung von Bädern in ganz Tirol dies das Aus für das Regionalbad Wörgl bedeutet hat. Trotzdem hat der Bürgermeister weiterhin für dieses Projekt die Werbetrommel gerührt“, kritisiert die grüne Gemeinderätin Iris Kahn. Dies sei nur ein weiteres Luftschloss, das in sich zusammenstürze. „Er hat den Wörglerinnen und Wörglern den Mund wässrig gemacht, während im Hintergrund bereits klar war, dass ein Regionalbad nicht finanzierbar ist“, kritisiert auch GR Özlem Harmanci.
Die Wörgler Grünen mahnen zu mehr Verantwortungsbewusstsein: „Es reicht nicht, große Projekte anzukündigen, wenn die finanziellen Grundlagen nicht gegeben sind. Wörgl braucht eine nachhaltige und realistische Stadtentwicklung – keine leeren Versprechen.“

Verpasste Chance
Der Kramsacher Landtagsabgeordnete Andreas Gang (FPÖ) sieht eine „verpasste Chance für unsere Kinder“ und kritisiert die Bäderstudie: „Dieses Instrument erweist sich als zahnlos, was die zu geringen Zuschüsse in Wörgl zeigen und es dem Bürgermeister auch in Wörgl schlichtweg unmöglich macht ein modernes Schwimmbad zu errichten. Es bietet keine ausreichende Unterstützung für die Standortgemeinde, die sich einen Neubau oder eine Sanierung von Schwimmbädern schlichtweg nicht leisten können.“
Die Liste Fritz sieht einen „Bauchfleck“ des Bürgermeisters und der Landesregierung. „Bürgermeister Riedhart hat ein Prestige-Projekt mit Kosten von bis zu € 65 Mio. in der großen Variante vorgelegt, das jeden finanziellen Rahmen sprengt. Sowohl in der Stadt Wörgl als auch im Land Tirol“, stellt Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint klar.  Wenn in Axams ein Regionalbad um rund € 30 Mio. errichtet werden könne, dann könne in Wörgl eine mittlere Variante nicht € 45 Mio. und schon gar nicht eine große Variante bis zu € 65 Mio. kosten. „Die Gemeinden bekommen viele Aufgaben umgehängt, die viel Geld kosten. Irgendwann geht es dann einfach nicht mehr. Die Landesregierung hat die Schwimmbäder-Rettung versprochen, aber falsch und schlecht aufgesetzt. Unter diesen Bedingungen geht sich für Wörgl nicht einmal die günstigere Mittel-Variante aus, denn der Bau ist das eine, der Erhalt des Schwimmbades dann die andere Herausforderung“, erklärt die Wörgler Gemeinderätin und Liste Fritz-Landtagsabgeordnete Gabi Madersbacher. Schwimmbäder seien kein Luxusgut, sondern notwendige Infrastruktur für die Bevölkerung einer Region.

Region voller Nichtschwimmer?
Auch Eva Dollinger, die frühere Spitzenathletin und Obfrau vom Tri Team TS Wörgl, zeigte sich schockiert: „Das Tri Team gehört zu den Vereinen mit der besten Nachwuchsarbeit im Schwimmen in Tirol. Dass es in Zukunft in der Region kein ganzjähriges Hallenbad gibt, ist nicht nur für unseren Nachwuchs eine Katastrophe, sondern auch für das Schwimmenlernen, die Familien, die Schulen und die gesamte Region.“  Die Entscheidung verhindere lt. Dollinger nicht nur zukünftige Olympiateilnehmer, sondern produziere auch eine Region voller Nichtschwimmer.

Neues Freibad?
Riedhart kündigte in einer Aussendung an, dass die Stadt Wörgl ab sofort alle Weichen für die Realisierung eines neuen Freibades samt Saunalandschaft stelle. Dessen Finanzierung sehe sich die Stadt im Stande. Riedhart spricht von einem Investitionsvolumen von ca. € 10 Mio. bis € 15 Mio. - dies hätten vergleichbare Projekte gekostet.


Die Stadt Wörgl hat sich im Oktober ein 21.148 m2 großes Grundstück in der Johann-Federer-Straße gesichert. Auf einem Teil dieser Fläche soll jetzt ein neues Freibad entstehen.