Bei der Gemeindeversammlung in Langkampfen präsentierte Bgm. Andreas Ehrenstrasser die aktuellen Projekte. Die meisten der rund 200 Besucher kamen jedoch nur wegen der geplanten Schließung der Volksschule Oberlangkampfen.
Bei der Vorstellung des Projekts in Unterlangkampfen – dem sogenannten Kommunalen Zentrum, das künftig Schulen und ein Seniorenwohnheim an einem Standort vereinen soll – versuchte Bgm. Andreas Ehrenstrasser bereits im Vorfeld, die Argumente der „Interessensgemeinschaft Erhalt Volksschule Oberlangkampfen“ zu entkräften: Nicht 110 Kinder müssten von Oberlangkampfen nach Unterlangkampfen pendeln, sondern nur 49. Außerdem zeigen die demografischen Zahlen, dass sich die Schülerzahl in Zukunft immer weiter verringern wird.
In Oberlangkampfen gebe es zwar noch ein gut funktionierendes und erhaltenes Gebäude, doch mit einem modernen Schulgebäude habe es nichts mehr zu tun, so der Bürgermeister. In einer Zusammenfassung einer Reportage des ORF wurde gezeigt, wie Klassenräume aussehen sollten: Jede Klasse mit eigenem Ausgang ins Freie, modular gestaltbar und damit individuell einsetzbar. „In der Schule in Oberlangkampfen dürfte in den Gängen aus Brandschutzgründen nicht einmal ein Zettel aufgehängt sein“, so Ehrenstrasser.
Zu guter Letzt spielen natürlich auch finanzielle Gründe eine Rolle. Eine Schule in Unterlangkampfen ist langfristig günstiger als zwei Schulstandorte, da zahlreiche Synergien genutzt werden könnten. Ehrenstrasser: „In St. Johann gibt es eine Einrichtung für 250 Kinder. Der Energiebedarf dort ist ganzjährig so hoch wie in der Volksschule Oberlangkampfen in zwei Monaten.“ In etwa zehn Jahren hätten sich die Mehrkosten für den größeren Bau in Unterlangkampfen amortisiert. Durch zusätzliche Straßen und Parkplätze im neuen Kommunalen Zentrum soll zudem die Verkehrssituation entschärft werden.
Kosten für Großprojekt
Rund € 75 Mio. würde das Gesamtprojekt in Unterlangkampfen kosten. Die Hälfte davon entfallen auf das Seniorenwohnheim, etwa € 6 Mio. auf die Kinderkrippe und ca. € 13 Mio. auf die Volksschule. „Zur Schule, Altenwohn- und Pflegeheim und Sporthalle kommt die komplette Infrastruktur - Erschließung von der Unteren Dorfstraße, Begleitstraße zur Landesstraße, Parkflächen, Oberflächenentwässerungen, Dorfbach-Einbindung, Dorfzentrum, Außenanlagen, etc. Noch dazugerechnet habe ich Baukostensteigerungen bis 2030. Alles nach dem Prinzip der Budgetvorsicht“, so Ehrenstrasser zum Kufsteinblick. Die Vorteile des neuen Schulstandortes wären laut Bürgermeister eine moderne Bildungseinrichtung mit durchgängigen pädagogischen Konzepten inkl. Mittagstisch, die den neuen gesetzlichen Anforderungen entspricht und auch den Betreuungsbedarf von Alleinerziehenden besser abdecken könnte. Zusätzlich wäre eine moderne Schule auch für Pädagogen attraktiver. Dies wird immer wichtiger, da es laut Prognose in Zukunft immer weniger Lehrer geben wird.
Ehrenstrasser: „Wir wollen allen Kindern die gleiche Möglichkeit der Ausbildung bieten, und die soll wesentlich höher sein, als sie jetzt ist.“
Auch an die Nachnutzung der VS Oberlangkampfen wurde gedacht: So soll neben einer Arztpraxis ein kleiner Nahversorger untergebracht werden. Aus den Klassenräumen sollen Dienstwohnungen und Raum für „Betreubares Wohnen“ entstehen.
Weiter kämpfen
Die Argumente konnten die vielen Besucher im Gemeindesaal jedoch nicht überzeugen. Franz Hager von der Interessensgemeinschaft „Erhalt Volksschule Oberlangkampfen“ überreichte dem Bürgermeister eine Sammlung von 1.173 Unterschriften. Die Unterschriften wurden in ganz Langkampfen gesammelt. „Die Volksschule Oberlangkampfen wurde bereits mit sehr vielen Gütesiegeln ausgezeichnet. Ich würde es für alle schade finden, wenn diese Schule schließen müsste“, berichtete Waltraud Strubreither, die ehmalige Direktorin der Schule.
Im Verlauf des Abends wurde der Ton immer schärfer. Die Besucher waren sich jedoch nicht immer einig. Während einige befürchteten, dass sich die Gemeinde Langkampfen mit dem Großprojekt aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage übernehmen würde, forderten andere eine kleinere Bauweise mit Erhalt der Volksschule Oberlangkampfen und Erweiterung erst bei Bedarf, was insgesamt jedoch teurer wäre. Es wurde auch bezweifelt, dass genügend Lehrer für die angedachte Ganztagsschule gefunden werden können.
Mehrfach wurde eine Bürgerbefragung gefordert, die, wie der Bürgermeister betonte, für den Gemeinderat nicht bindend wäre.
„Glaubst du, dass du in drei Jahren noch Bürgermeister bist?“, fragte schließlich eine der Besucherinnen. „Ich bin noch für drei Jahre gewählter Bürgermeister, dann bin ich 66. Und mit 66 Jahren fängt das Leben erst an“, so Ehrenstrasser.
Der Bau der Kinderkrippe soll in der Gemeinderatsitzung am 25. Februar beschlossen werden, die Umsetzung noch in diesem Jahr starten. Über das Projekt „Kommunales Zentrum“ wird in der Sitzung am 21. März entschieden, die Umsetzung wäre ab 2027 geplant.
V. l.: Franz Hager übergab Bgm. Andreas Ehrenstrasser die gesammelten Unterschriften.