Bereits vor fünf Jahren genehmigte der Wörgler Gemeinderat nachträglich einen Schwarzbau. In der Gemeinderatssitzung am vergangenen Mittwoch, 19. Februar, wurde nun erneut eine Änderung eines Bebauungsplans im Nachhinein beschlossen. Beim Neubau des „Stawa-Gebäudes“ bzw. der Stadtapotheke wurde ohne ursprüngliche Genehmigung eine Zwischendecke eingezogen, wodurch mehr Netto-Nutzfläche geschaffen wurde.
„Wenn wir das jetzt einfach so durchgehen lassen, ist das geradezu eine Aufforderung für zukünftige Bauten“, ärgerte sich Richard Götz im Jahr 2020 über den Gemeinderatsbeschluss, eine von der Fa. Kurz errichtete Wohnanlage in der Wörgler Pfarrgasse im Nachhinein zu genehmigen. Genau fünf Jahre später folgt nun die Bestätigung für den ehemaligen Gemeinderat der Wörgler Grünen.
Nur ein Geschoss genehmigt
Lt. Bgm. Michael Riedhart (Wörgl Bewegen) war im damaligen Bebauungsplan festgelegt, dass die neue Stadtapotheke nur ein Geschoss haben dürfe. Bei einer kürzlich durchgeführten baupolizeilichen Prüfung stellte die Stadt Wörgl jedoch fest, dass das Gebäude nicht gemäß dem eingereichten und genehmigten Bebauungsplan errichtet wurde. Zwar wurde die Höhe nicht verändert, jedoch erhöht eine zusätzlich eingezogene Zwischendecke die Netto-Nutzfläche im Gebäude.
Genehmigung oder Abriss
In diesem Fall gebe es lt. Riedhart nur zwei Möglichkeiten: Eine nachträgliche Genehmigung oder einen Abriss. „Prinzipiell bin ich kein Freund davon, wenn falsch gebaut wird, dies nachher zu bewilligen“, erklärt der Stadtchef. Der Bauherr habe jedoch sehr viel Geld investiert und man brauche sich einander ja wieder, wenn es darum gehe, die Begegnungszone zu erweitern. Daher werde Riedhart dem neuen Bebauungsplan zustimmen.
„Schmälert nicht das gesamte Projekt“
GR Andreas Schmidt (Liste Hedi Wechner) sprach sich ebenfalls für eine nachträgliche Genehmigung aus: „Ich stehe weiterhin zu diesem Bauprojekt, weil es architektonisch schon eine große Herausforderung war, mitten in der Bahnhofstraße so ein Projekt errichten zu lassen. Es gefällt mir sehr gut. Es ist für mich ein Unterschied, ob jemand so groß baut, dass er anstatt 15 nun 17 Wohnungen verkaufen kann. Oder wie in diesem Fall, wo ich das gesamte Projekt zu betrachten habe. Es ist größer geworden, er hat daraus natürlich einen Vorteil. Aber das schmälert für mich nicht das gesamte Projekt.“
Kritik von Grünen und FPÖ
„Ich finde, dass es grundsätzlich eine fatale Vorbildwirkung hat, wenn jeder baut, wie es ihm gefällt. Das macht in Wörgl offenbar Schule. Da kann jeder tun und lassen, wie es ihm gefällt“, ärgert sich Ersatz-GR Catarina Becherstorfer (Wörgler Grüne). Dies hinterlasse bei der Wörgler Bevölkerung keinen guten Eindruck. „Wie kommt es dazu, dass man einen Plan einreicht, dieser bewilligt wird, und dann doch anders gebaut wird? Wurde das absichtlich gemacht oder ist es einfach passiert? Das gibt´s doch gar nicht“, legt Becherstorfer nach.
Scharfe Kritik kommt auch von GR Christopher Lentsch (Freiheitliche Wörgler Liste): „Nein, einfach nur nein. Es ist doch immer das Gleiche. Jeden kleinen Häuslbauer zwiebeln´s her, wenn er eine Mauer zehn Zentimeter zu hoch, zu weit links oder zu weit rechts baut. Auch er hat sich an Gesetze zu halten“, verweigert Lentsch seine Zustimmung.
Schlussendlich stimmte der Wörgler Gemeinderat der Änderung des Bebauungsplanes mehrheitlich zu. Dieser Beschluss wird nur rechtswirksam, wenn innerhalb der Frist keine Stellungnahme von einer berechtigten Person oder Stelle abgegeben wird.
Bei der neuen Wörgler Stadtapotheke (Bildmitte) wurde ohne Genehmigung eine Zwischendecke eingezogen.