In einem Schreiben an die Mitglieder der Hegegemeinschaft Unterland äußert Bezirksjägermeister Michael Lamprecht seinen Unmut über die Österreichischen Bundesforste, die seit dem 1. April 25 Hirsche erlegen dürfen.
„Solche abartigen und zutiefst verwerflichen Jagdpraktiken – in der Fütterungs- bzw. Notzeit auf Kolben- und Basthirsche zu schießen – sind für mich schlichtweg nicht tragbar und veranlassen mich, meinen Vorsitz in der Hegegemeinschaft mit sofortiger Wirkung niederzulegen“, so Bezirksjägermeister Michael Lamprecht in dem Schreiben.
„Üblicherweise muss man Hirsche nach Klasse und Qualität ‚ansprechen‘, um einen richtigen Abschuss tätigen zu können. Wenn das Forstpersonal dazu nicht in der Lage ist und es über mehrere Jahre hinweg nicht geschafft hat, den geforderten Hirschabschuss in der gesetzlichen Schusszeit durchzuführen, sucht man nun offenbar einen anderen Weg“, ärgert sich Lamprecht über einen erteilten Bescheid. Der Jagdbeirat hatte den klassenlosen Abschuss mehrheitlich abgelehnt, doch die Behörden erteilten am 27. März eine positive Genehmigung.
Scharfe Kritik kommt auch von LA Bgm. Andreas Gang, Jagdsprecher der FPÖ: „Bereits am dritten Tag lagen die ersten erlegten Hirsche mit Bast im Schnee. Die Jäger der ÖBF nutzen die aktuellen Schneeverhältnisse in Brandenberg schamlos aus, indem sie den Spuren folgen und das Wild ohne weidgerechte Selektion erlegen. Die Entscheidung von Michael Lamprecht, seinen Vorsitz zurückzulegen, zeigt, wie sehr diese Maßnahmen auch innerhalb der jagdlichen Gemeinschaft auf Ablehnung stoßen.“
Neos-Klubbofrau Birgit Obermüller berichtet, dass sie in ständigem Kontakt mit der Tiroler Jägerschaft und Besitzern von Eigenjagden steht: „Derzeit diktieren forstliche Interessen die Jagdpolitik, und dagegen läuft die Tiroler Jägerschaft Sturm. Besonders augenscheinlich wird das Missverhältnis zwischen Forst und Jagd bei den Österreichischen Bundesforsten, die sich in einer paradoxen Doppelrolle wiederfinden: Sie haben einerseits ein berechtigtes Interesse, die Aufforstungen vor Verbiss zu schützen, gleichzeitig wird der vergebene Jagdabschuss wirtschaftlich verwertet.“
„Die ÖBF haben in der Vergangenheit wiederholt bewiesen, dass sie die Grundsätze weidgerechter Jagd missachten. Man erinnere sich nur an den Fall in Gerlos im letzten Jahr, als Jäger mit Helikoptern oberhalb der Baumgrenze eingeflogen wurden, um Wild zu erlegen. In Brandenberg wird nach meinen Informationen das Wild direkt in seinem Einstand und auf den Wegen zu den Fütterungen von den ÖBF-Jägern erlegt. Solche Methoden treiben das Wild immer weiter in den Wald, was zu vermehrtem Verbiss führt – ein Problem, das die ÖBF dann wiederum als Vorwand für noch drastischere Abschussgenehmigungen nutzen“, erklärt Gang.