Völlig überraschend teilte die Führung der Wirtschaftskammer Tirol um Direktorin Mag. Evelyn Geiger-Anker und Präsidentin Barbara Thaler dem langjährigen Kufsteiner Bezirksstellenleiter Peter Wachter mit, dass eine Zusammenarbeit mit ihm nicht mehr erwünscht sei. Auch Bezirks-obmann Manfred Hautz soll bei der Neubesetzung der Gremien nicht mehr berücksichtigt werden.
Seit 18 Jahren ist Peter Wachter bei der Wirtschaftskammer tätig, vor elfeinhalb Jahren übernahm er die Leitung der Bezirksstelle Kufstein. Ende März wurde ihm in einem Mitarbeitergespräch mitgeteilt, dass er seinen Posten räumen muss. Obwohl eine Kündigung noch aussteht, wurde seine Stelle bereits neu ausgeschrieben. Dazu wird der Bezirksobmann Manfred Hautz bei der anstehenden Neubesetzung vom Bezirsausschuss nicht mehr berücksichtigt. „Es stört anscheinend viele Menschen, dass wir im Bezirk Kufstein zu gut auskommen und wir uns zu sehr und intensiv für unsere Betriebe und Unternehmen im Bezirk einsetzen. Wir schauen eher auf die Betriebe, als wie auf das politische Umfeld. Vielleicht passt das dem einen oder anderen nicht in die Karriereplanung“, ärgert sich der Scheffauer Hotelier.
Bezirksausschuss steht hinter Wachter und Hautz
Bei einer kurzfristig einberufenen Bezirksausschusssitzung sei beiden – Wachter und Hautz – fraktionsübergreifend von allen Mitgliedern volles Vertrauen ausgesprochen worden.
„Die Kammer in Kufstein war immer unter den besten drei im Land, wir haben überall hervorragend performt. Daher ist es für mich noch unverständlicher, dass unsere Arbeit, die wir die letzten Jahren geleistet haben, so wenig wertgeschätzt wird und wir einfach so weggewischt werden“, äußert Hautz sein Unverständnis.
Unterstützung für Gerber als Problem?
Hautz ist überzeugt, dass weder er noch Wachter etwas falsch gemacht haben. Vielmehr sieht er das eigentliche Problem in seiner Unterstützung von Mario Gerber bei der Wirtschaftsbundwahl im Februar 2024. Damals wurde Barbara Thaler zur neuen Obfrau gewählt. „Es scheint so, dass man sich mit der Arbeit bei uns nicht halten kann. Sondern dass man hier linientreu und konform agieren muss, um sich für die regionale Wirtschaft einsetzen zu dürfen“, legt Hautz nach. Er sieht Wachter als Bauernopfer und bezeichnet das Vorgehen als erschütternd, schäbig und unterste Schublade. Es habe zudem nie ein klärendes Gespräch oder eine Intervention von Innsbruck gegeben.
Andere Vorstellungen?
Auf Nachfrage des Kufsteinblick erklärte die Wirtschaftskammer Tirol in einem knappen Statement, dass die Entscheidung über die Beendigung der Zusammenarbeit mit Peter Wachter von der Kammergeschäftsführung getroffen wurde. Hintergrund seien grundlegende Unterschiede in den Vorstellungen über die Zusammenarbeit.
Fehlendes Vertrauen
Der Tiroler Wirtschaftsbund nahm Stellung zur Ausbootung von Hautz: Als Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer und Fraktionsführerin des Tiroler Wirtschaftsbundes sei es die Aufgabe von Barbara Thaler, ein schlagkräftiges Team für die kommenden Jahre zusammenzustellen. Sie habe daher bewusst entschieden, einzelne Funktionen neu zu besetzen. Dabei gehe es nicht um reine Personalrochaden, sondern darum, die Interessen der Tiroler Unternehmer bestmöglich und mit voller Kraft zu vertreten.
„Wer für diese Aufgabe Verantwortung übernimmt, muss neben fachlicher Kompetenz vor allem Engagement, Haltung und gegenseitiges Vertrauen mitbringen. Diese Prinzipien sind die Grundlage jeder erfolgreichen Zusammenarbeit – und genau nach diesen Prinzipien stellt Barbara Thaler ihr Team zusammen. Im Bezirk Kufstein war das notwendige Vertrauensverhältnis zu Bezirksobmann Manfred Hautz für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit nicht mehr ausreichend gegeben.“
V. l.: WK-Direktorin Mag. Evelyn Geiger-Anker, WK-Präsidentin Barbara Thaler, WK-Bezirksobmann Manfred Hautz und WK-Bezirksgeschäftsstellenleiter Peter Wachter beim heurigen Neujahrsempfang in Kufstein.