Eine Verkettung von Umständen kostete einer Wörglerin am Donnerstagabend 300,- Euro. Am Kufsteiner Wald saß sie falschen Polizisten auf.
Es war mit Sicherheit der Hektik zuzuschreiben, dass die Betrüger in Uniform ihr Opfer fanden. Während in der Wirtschaftskammer die Vorbereitungen zum Neujahrsempfang liefen, schnitt sich der Mitarbeiter der Firma Bergbauer so tief in den Finger, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Rasch musste eine andere Mitarbeiterin aus Wörgl nach Kufstein fahren – Eile war geboten, denn die Besucher waren schon im Anmarsch. „Ich weiß, dass ich auf der langen Geraden nach Kufstein zu schnell gefahren bin“, gibt die Verkäuferin zu. Als plötzlich der Polizist winkte und sie zum Anhalten brachte, war die Überraschung deshalb nicht wirklich groß. In ihrem Pflichtbewusstsein wollte sie nur so rasch wie möglich aushelfen können und da kein weiteres Auto auf der Straße war, ist sie tiefer als erlaubt aufs Gaspedal getreten. Der vermeintliche Polizist erklärte ihr, dass nun eigentlich der Führerschein weg sei, fragte sie aber auch, was es ihr Wert sei, diesen zu behalten. 100 Euro hatte sie dabei und das bot sie an. Das sei zu wenig, meinte der Uniformierte. Der Frau fiel ein, dass sie ja die Tageslosung vom Geschäft noch dabei hatte und als von ihr 300 Euro verlangt wurden, bezahlte sie davon. Im Kopf immer die Angst, dass ihr der Führerschein abgenommen werden könnte. Am Bankomat holte sie anschließend die fehlenden 200 Euro und die Sache war – mit viel Ärger zwar – abgetan. Erst ein Gespräch darüber beim geselligen Teil des Neujahrsempfangs brachte den Stein ins Rollen und wie Bezirkskommandant Walter Gaschnig am nächsten Tag eruierte, war keine beorderte Kontrolle zur besagten Zeit an der Stelle unterwegs gewesen. „Wir gehen davon aus, dass es sich um Betrüger handelt“, sagt Gaschnig. Zwar hatte der vermeintliche Polizist eine Uniform getragen, ob diese aber in allen Details den heutigen Uniformen entspricht, das kann die Betrogene nicht sagen. Der zweite Täter saß jedenfalls im Auto, das im Dunkeln auf der anderen Straßenseite stand. Eine Betrugsanzeige wurde mittlerweile eingebracht und falls auch andere Personen betrogen worden sind, dann sollten sich diese bitte beim Polizeipostenkommando Kufstein melden.
Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass wegen eines einzelnen Deliktes kein Polizist 300 Euro einheben darf. In der Regel liegt die Grenze pro Delikt bei 50,- Euro. Im Zweifelsfall kann auch nach dem Dienstausweis des Beamten gefragt werden. Auf jeden Fall muss der Bestrafte einen Beleg über den bezahlten Betrag bekommen.
Die Schnellfahrt wird der Wörglerin allerdings eine Lehre sein, auch wenn sie noch einmal gut ausgegangen ist. Denn ihr Arbeitgeber, die Firma Bergbauer, wird ihr den Schaden ersetzen, weil der Schaden aufgrund des Pflichtbewusstseins der Firma gegenüber entstanden ist. (Birgitte Eberharter)