2010 wurde das Postamt in Thiersee dicht gemacht, seitdem fungiert der örtliche Sparmarkt als Postpartner. Da der Vertrag seitens der Spar gekündigt wurde und kein Nachfolger in Sicht ist, müssen die Postgeschäfte ab Dezember in Kufstein abgewickelt werden.
Seit über drei Monaten ist Thiersees Bürgermeister Hannes Juffinger gemeinsam mit der Post auf der Suche nach einem privaten Postpartner. Juffinger stellte mit zahlreichen Betrieben im Hochtal den Kontakt her, die anschließenden Verhandlungen mit einem Vertreter der Post blieben jedoch allesamt erfolglos.
Spar kündigte Vertrag
Mit der Schließung des Thierseer Postamtes unterzeichnete die Spar im Jahr 2010 einen Dreijahresvertrag, um in Thiersee die Postversorgung sicherzustellen und die Frequenz im Markt zu erhöhen. Dieser wurde nach Einhalten der dreimonatigen Kündigungsfrist mit 30. September aus mehreren Gründen gekündigt: „Die Partnerschaft ist wirtschaftlich einfach nicht darstellbar. Weiters werden unsere Mitarbeiter von verärgerten Postkunden teilweise dermaßen „fertig gemacht“, dass dies sogar eine Negativwerbung für die Spar darstellt“, schimpft der Spar Vertriebsleiter für Einzelhandel und Postpartner-Verantwortliche René Fender. Da noch kein Nachfolger gefunden werden konnte, verlängerte die Spar aus Kulanz um zwei Monate, aber „... mit Ende November ist endgültig Schluss“, stellt Fender klar.
Gemeinde als letzte Möglichkeit?
Aufgrund der erfolglosen Suche nach einem geeigneten Nachfolger stellte man in der Gemeinde Überlegungen an, die Partnerschaft selbst zu übernehmen. Aufgrund der Voraussetzungen, Bedingungen und Konditionen erfolgte jedoch ein mehrheitlicher Gemeinderatsbeschluss gegen eine Übernahme. „Für die Gemeinde kommt es nicht in Frage, Bankgeschäfte abzuwickeln, weiters ist keine Kostenersetzung gegeben“, stellt Bgm. Hannes Juffinger klar. „Es kann nicht sein, dass unsere Gemeinde eine stattliche Summe draufzahlen muss und die Aktionäre - zu Lasten der Postämter - ihre Dividende bekommen“, so Juffinger weiter. Tatsächlich sind die Voraussetzungen der Post bescheiden: Es müssten drei Personen eingeschult und eigene Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden sowie an 16 Stunden/Woche - verteilt auf fünf Wochentage - geöffnet sein. Und das um durchschnittlich € 950,-/Monat. „Durch die Post ist keine Kostenwahrheit gegeben, es wäre ein errechneter Defizit für die Gemeinde. Außerdem ist unser Personal ausgelastet“, erklärt Juffinger.
Wie geht es weiter?
Gesetzlich ist geregelt, dass innerhalb eines Bereiches von 10 km eine Poststelle bzw. ein Postpartner zur Verfügung stehen muss. Da für die 2.800 Gemeindebürger in Thiersee die nächste Poststelle in Kufstein ist und man im schlimmsten Fall vom Ortsteil Riedenberg hin und zurück über 40 km zurücklegt, muss eine Lösung gefunden werden. Michael Homola, Pressesprecher der Post, bekräftigte auf Anfrage des Kufsteinblick, dass weiterhin ein geeigneter Postpartner gesucht wird. Er stellt jedoch auch klar, dass es sich bis Ende November nicht mehr ausgeht: „Auch wenn wir jetzt jemanden finden - mit dem Aufbau und der Einschulung ist es nicht möglich, in dieser kurzen Zeit einen neuen Postpartner zu eröffnen“. Als Alternative sind nun ab Dezember die Briefträger gefragt. Diese müssen in Zukunft Briefe und Pakete annehmen, was bisher auf freiwilliger Basis geschah. Weiters müssen zwei Versuche unternommen werden, Pakete sowie eingeschriebene Briefe zuzustellen. Ist dies nicht möglich, wird der Brief/das Paket in Kufstein am Oberen Stadtplatz hinterlegt. Eine weitere Möglichkeit bestünde noch in einem „mobilen Postamt“, das zu gewissen Zeiten in Thiersee Halt machen könnte. Bgm. Hannes Juffinger will dem neuen Postpartner in der Kommune (falls sich einer findet) jedenfalls unter die Arme greifen und erklärt abschließend: „Wir werden sicher einen Weg finden, um einen eventuellen neuen Postpartner (auch finanziell) zu unterstützen“.