Mit so vielen Besuchern hatte auch die Stadt Wörgl nicht gerechnet: Bei der Informationsveranstaltung zum Thema Hochwasser mussten sich viele mit einem Stehplatz begnügen. Aber was dann zu hören war, gefiel wohl niemanden in den beiden Sälen.
Das vom Land Tirol erstellte Hochwasserschutzprogramm wurde 2005 gehörig auf den Kopf gestellt. „Durch die damaligen dramatischen Ereignisse mussten wir die Berechnungen aktualisieren,“ so Dr. DI Hubert Steiner von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol.
Aufgrund neuer Ausmessungen wurde ein neuer Gefahrenzonenplan erstellt, auf dem viele neue Gebiete in die sogenannte „Rote Zone“ fallen.
Geschützt werden könnten diese Gebiete mit einem Damm, dem der Wörgler Gemeinderat schon längst zugestimmt hat, aber der vom Land Tirol keine Genehmigung erhält. Schuld sind die sogenannten „Regensburger Verträge“, die vorgeben, dass alle Maßnahmen keine negativen Auswirkungen auf die nachfolgenden Gebiete haben dürfen. Durch den Bau des Dammes würden aber Retentionsflächen fehlen und damit alle folgenden Ortschaften mit mehr Wasser zu kämpfen haben, so ist man sich zumindest in der Fachabteilung des Landes Tirol sicher. Steiner: „Wenn der Damm gebaut werden würde, wären bereits in Kirchbichl Auswirkungen zu spüren.“
Retentionsflächen optimieren
Um betroffene Gebiete aber trotzdem auch bei Hochwasser zu schützen, will man die bestehenden Retentionsflächen optimieren und neue hinzunehmen. „Dies wird aber bis zu 10 Jahre dauern, da genau berechnet werden muss, welche Auswirkungen die lokalen Maßnahmen haben werden,“ gibt Steiner unumwunden zu, „das heißt aber nicht, dass in Wörgl erst in zehn Jahren wieder Rote Zonen entfernt werden können.“ Insgesamt sind 38 Gemeinden im Tiroler Unterland betroffen. Gebiete, die besonders betroffen sind, sollen aber priorisiert werden.
Da die Retentionsflächen nicht immer in zu schützenden Gemeindegebieten liegen, soll es eine entsprechende finanzielle Kompensation geben und Wasserverbände gegründet werden.
Falls es vor den Ausbauten wieder zu einem Hochwasser kommen sollte, ist Wörgl vorbereitet: Mit sogenannten Big Bags, Pumpen, Sandsäcken und einem Katastrophenmanagement will man auf jeden Fall verhindern, dass es wieder zu so einer Katastrophe wie 2005 kommt.