Es ist eine filmreife Geschichte: Der 27-jährige Langkampfener Martin Wildauer riss sich beim WM-Finale in der „Strongman Champions League“ beim dritten Bewerb die Achillessehne, kämpfte dennoch am nächsten Tag weiter und krönte sich sensationell zum stärksten Mann der Welt. Der Kufsteinblick traf den 140kg schweren Gemeindeangestellten zum Interview.
Kufsteinblick: Wie fühlt man sich als offiziell stärkster Mann der Welt?
Martin Wildauer: Es ist der höchste Titel, den man in diesem Sport erreichen kann und man trainiert die komplette Karriere darauf hin. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen und es ist überwältigend - vor allem auch, wie es zustande gekommen ist.
KB: Beim Saisonfinale der Strongman Champions League in Malaysia, wo es die doppelten Punkte zu holen gab, hast du mit einer Verletzung weitergekämpft?
MW: Der Gesamtsieg war greifbar. Nach einem super Start in den Bewerb riss dann bei der dritten Disziplin die Achillessehne. Meine zwei direkten Konkurenten haben mich dann motiviert, weiterzumachen. Das rechne ich ihnen hoch an.
KB: Und am nächsten Tag reichte es dann knapp zum Titel...
MW: Ich konnte noch wichtige Punkte sammeln und die letzte Disziplin „LKW ziehen“ sogar gewinnen. Der neunte Platz in Malaysia hat schlussendlich gereicht.
KB: Wie viele Bewerbe gibt es in der „Strongman Champions League“ bzw. wer ist teilnahmeberechtigt?
MW: Zwischen März und November finden 15-16 Wettkämpfe mit je 6-8 Disziplinen auf der ganzen Welt statt. Am Start sind meistens 14-15 Athleten, wobei pro Land nur immer der aktuell Stärkste antreten darf.
KB: Gibt es eine Lieblingsdisziplin?
MW: Ich bin weltweit für meine Rückenkraft bekannt. Alle Disziplinen, wo man etwas Hochheben bzw. Festhalten muss sowie Disziplinen mit Wiederholungen liegen mir. Bei der Schulterkraft (z. B. Disziplinen über Kopf) bin ich meistens im Mittelfeld. Das gilt es noch zu verbessern.
KB: Auf was kommt es an, um ganz nach vorne zu kommen?
MW: Es ist eine Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Technik und Koordination.
KB: Wie bzw. wann bist du zu diesem Sport gekommen?
MW: Ich war als Kind schon sehr sportlich. Mit zehn Jahren startete ich mit Kickboxen und Boxen, wurde Tiroler- und Österreichischer Meister. Mit 15 Jahren kam ich durch einen Freund auf den Kraftdreikampf. Entdeckt hat mich dann der Präsident vom deutschen Strongman-Verband, Heinz Ollesch.
KB: Wo bzw. wie oft trainierst du?
MW: 2-3 mal pro Woche im Fitnessstudio beim Kraft- und Ausdauersportverein Kramsach, einmal pro Woche habe ich ein spezielles Strongman-Training in Großkarolinenfeld (Rosenheim) mit Heinz Ollesch.
KB: Welche Rekorde hältst du?
MW: Ich halte über 10 verschiedene Weltrekorde und über 60 nationale Rekorde. Darunter den Weltrekord im Steinheben (350 kg, 100 cm). Weiters stemmte ich im Kreuzheben 435 kg. Das haben bis jetzt nur fünf Menschen auf der ganzen Welt geschafft.
KB: Wie wichtig ist die richtige Ernährung bzw. wie sieht diese aus?
MW: Die Ernährung spielt eine große Rolle. Ich ernähre mich gesund, aber dementsprechend viel. In der Wettkampfvorbereitung sind es zwischen 5.000 und 7.000 Kalorien pro Tag.
KB: Welchem Beruf gehst du nach?
MW: Ich bin seit vier Jahren in der Gemeinde Langkampfen im Bauamt und in der allgemeinen Verwaltung tätig.
KB: Wie finanziert sich dieser Sport?
MW: Hauptsächlich durch Eigenmittel und Sponsoren. Das Preisgeld sowie der komplette Urlaub gehen für diesen Sport auf. Reich wird man nicht, es bleibt vielleicht ein bisschen Taschengeld.
KB: Deine Hobbys?
MW: Holzarbeiten Art (Dekorationen) aller Art und Lesen, wenn Zeit bleibt ...
KB: Wie lange kannst du dir vorstellen, diesen Sport noch auszuüben?
MW: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Solange es Spaß macht und die Gesundheit es zulässt, mache ich weiter.
KB: Was sind deine Ziele?
MW: Ich möchte den Sport in Österreich populär machen. Ein großes Ziel ist es, einen Strongman Champions-League Bewerb nach Österreich zu holen. Weiters möchte ich mit einem Team einen Strongman-Verband in Österreich gründen, um Strukturen zu schaffen. Ganz nach dem deutschen Vorbild. Dort gibt es bereits Beginner-Cups, Deutschland-Cups und die German Pro League.