Obwohl es bereits einen Grundsatzbeschluss des Kufsteiner Gemeinderates aus der Sitzung am 17. November 2021 für ein Generationenprojekt mit Unterbringung eines Kindergartens im Altenwohnheim Zell gab (der Kufsteinblick berichtete), änderten einige der Mandatare für die zusätzlich nötige Umwidmung ihre Meinung. Die Senioren seien zu wenig eingebunden worden.

Offene Fragen zum Projekt
Gemeinderat Harald Acherer (NEOS) hatte sich bereits im November kritisch geäußert, damals aber noch zugestimmt.  „Die Nichteinbindung des Seniorenrates ist eine Respektlosigkeit gegenüber der ehrenamtlich Arbeitenden. Laut Frau Berger wird in Kufstein sehr wohl betreutes Wohnen benötigt“. Außerdem befürchtet Acherer, dass das Projekt bei der Eröffnung bereits zu klein wäre. Auch die einzige Gegenstimme des Grundsatzbeschlusses, Gemeinderätin Birgit Obermüller (NEOS) bat nochmal darum, die Bedenken des Seniorenrates ernst zu nehmen. Zudem gab sie an, dass das anvisierte Projekt mit betreuten Wohnen (siehe Seite 2) nur mit Anbindung an ein Heim möglich ist. Victoria da Costa (Kufsteiner Grüne) kündigte an, gegen das Projekt zu stimmen, da nicht mit allen gesprochen wurde.
Zu einem Gerücht, dass im Altenwohnheim bereits umgebaut wird wollte Gemeinderat Richard Salzburger (Kufsteiner Volkspartei) Aufklärung: „Das wäre eine klare Missachtung des Gemeinderates.“
„Was wird in einem Jahr? Dann kann es gut möglich sein, dass wir diesen Platz brauchen“, fragte Ersatzgemeinderat Walter Lanner (Für Kufstein SPÖ), der zudem zu bedenken gab, dass aktuell nur noch 11 Betten frei sind.

Es fehlen Pflegekräfte
„Es finden keine Umbauten statt, es wird nur ausgeräumt, dafür braucht es keine Genehmigungen. Fest steht aber, wenn der Gemeinderat heute beschließt, dass er dort keinen Kindergarten haben möchte, wird es definitiv auch keinen geben“, so Bgm. Martin Krumschnabel, und weiter: „Nicht einmal die aktuell freien Zimmer kann die Stadt Kufstein kurzfristig vergeben, da die Pflegekräfte dafür fehlen. Ich weiß, das wird von vielen bestritten, da verlässt man dann aber den Pfad der Fakten. Die Idee zum Kindergarten ist von der Leitung des Altenwohnheimes gekommen.“
Lt. Bürgermeister gäbe es genügend freie Kindergartenplätze in der Stadt, mit dem Projekt wolle man aber verhindern, dass die Kinder quer durch die ganze Stadt fahren müssen.
„Ich möchte hier nicht Alt gegen Jung gegeneinander ausspielen, ganz im Gegenteil, mit diesen Lösungen (das Projekt Betreutes Wohnen - Anm. der Red.) hätten beide einen Vorteil.“
„Warum darf es nicht beides geben, betreutes Wohnen und einen Kindergarten? Je länger wir mit der Entscheidung warten, umso später können wir mit der Umsetzung für den Kindergarten anfangen, das kann doch nicht das Ziel sein. Das kann nicht einmal Ziel des Seniorenrates sein. Ich plädiere dafür, dass wir uns nicht vor der Wahl gegenseitig ausspielen“, machte sich Vizebgm. Brigitta Klein (Parteifreie) für das Generationenprojekt stark.
Der Antrag wurde mit 17:4 Stimmen angenommen (Gegenstimmen von 2 x Neos, Grüne und eine VP – Richard Salzburger).
Etwas seltsam mutete der anschließende Dringlichkeits-Antrag von Birgit Obermüller (Neos) an, zu dem gerade zuvor beschlossenen Thema den Grundsatzbeschluss wieder aufzuheben. Diese Dringlichkeit wurde mit 19:2 (Gegenstimme von 2 x Neos) abgelehnt.
Bereits im Vorfeld hatte Gemeinderat Alexander Gfäller (SPÖ „Für Kufstein“), der an der Sitzung nicht teilnehmen konnte, eine Aussendung an den Kufsteinblick geschickt. Auch für ihn wurde das Projekt zu wenig kommuniziert. Er hätte in der Sitzung gegen den Antrag gestimmt.

Trotz Grundsatzbeschluss wurde bei der Umwidmung des Generationenprojektes im Altenwohnheim noch heftig diskutiert.