Neuer Citybus-Fahrplan lässt in Wörgl die Wogen hochgehen
Mit 9. September wurde der Citybus-Fahrplan in Wörgl umgestellt. Dieser verärgert nicht nur zahlreiche Kunden, sondern auch viele Gemeinderäte.
Eigentlich hätte der Citybus-Fahrplan mit 1. Februar umgestellt werden sollen, damals machten jedoch behördliche Auflagen einen Strich durch die Rechnung. Diese ordneten die Auflassung einiger Bushaltestellen an, dazu war die neue Linienführung noch nicht genehmigt. Im Zuge der behördlichen Überprüfung kam ans Tageslicht, dass einige Haltepunkte zwar seit etlichen Jahren in Betrieb sind, aber nicht offiziell genehmigt waren. Die damalige Referentin für den öffentlichen Verkehr, GR Iris Kahn, sah dies damals auch positiv - so bleibe die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung in Ruhe einzuarbeiten.
Hilferuf vom Busbetreiber
Aufgrund eines Hilferufs des Ciybus-Betreibers im vergangenen Sommer startete die Stadt Wörgl überhaupt erst mit der Planung, den Fahrplan umzustellen. „Um den Fahrbetrieb weiter aufrechterhalten zu können, ist es unabdingbar, die Betriebszeiten umgehend zu reduzieren“, erklärte die Firma Lüftner am 20. Juli 2023 in einem Schreiben an Bgm. Michael Riedhart. Gefordert wurde als Sofortmaßnahme ab 1. September 2023 eine Änderung (Verkürzung) der Betriebszeiten. U. a. stand in der Begründung: „Mit dieser Maßnahme können wir auch der derzeitigen Personalknappheit entgegenwirken und einen möglichen Totalausfall der einen oder anderen Linie verhindern.“ Alternativ wurde eine Beendigung der Zusammenarbeit mit 30. September 2023 vorgeschlagen.
Daraufhin hat man sich lt. Kahn mit dem Bauamt, der Firma Lüftner und dem VVT zusammengesetzt und eruiert, wie der Personalknappheit entgegengewirkt werden könne. „Da war für mich Feuer am Dach, ich musste reagieren“, rechtfertigt Kahn die Fahrplanumstellung. Der einstimmige Gemeinderatsbeschluss für den neuen Fahrplan folgte schließlich im Dezember 2023.
„Es ist ein Desaster“
Inzwischen wurde Kahn das Referat von Bgm. Michael Riedhart entzogen und die Angelegenheit an den Referenten für Verkehr und Sicherheit, GR Hubert Aufschnaiter, übertragen. „Der neue Fahrplan ist ein Desaster. Ich verstehe nicht, warum man das so gemacht hat. Wir haben ein drunter und drüber, pausenlos geht das Telefon mit Beschwerdeanrufen von den Bürgern“, so Aufschnaiter. Scharfe Kritik übt auch Citybus-Kundin Ingrid Schipflinger: „Dieser Fahrplan ist eine massive Verschlechterung. Die Busse fahren jetzt nicht mehr den ganzen Tag halbstündlich, dafür stehen die Busse jetzt eine halbe Stunde am Bahnhof. Dazu fährt der City-Bus nicht mehr durch die Stadt und die Fahrpläne sind unübersichtlich.“ Nicht nur die fehlenden Anschlüsse seien ein großes Problem, u. a. auch eine Ausstiegsstelle beim Einkaufszentrum M4, wo die Kinder lt. Schipflinger über zwei Kreuzungen müssen, um zur Schule zu kommen.
Gegenseitige Vorwürfe
„Iris Kahn ist für die Fahrplan-umstellung verantwortlich. Sie hat an der Bevölkerung vorbei gearbeitet“, so Riedhart. „Iris hätte sagen müssen, ob der Plan funktioniert oder nicht“, legt Aufschnaiter nach.
„Die konkrete Ausgestaltung des Fahrplanes war nicht meine Aufgabe. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, entgegnet Kahn. Sie habe bereits vor der Umstellung Verbesserungsvorschläge bekommen und diese an das Stadtamt weitergeleitet, wo der Fahrplan ausgearbeitet wurde - dazu gebe es auch viele positive Rückmeldungen auf den neuen Fahrplan.
„Ich finde es seitens des Bürgermeisters respektlos und feig, sich ständig hinter den Referentinnen und Referenten zu verstecken. Da jetzt jemanden vom Gemeinderat die Schuld umzuhängen, halte ich für absolut verwerflich. Es ist immer in der Letztverantwortung des Bürgermeisters zu sagen: Ja das machen wir oder nein das machen wir nicht“, sagt StR. Christian Kovacevic.
Wie geht es weiter?
„Dieser Plan muss komplett überarbeitet werden, das wird längere Zeit in Anspruch nehmen“, erklärt Aufschnaiter auf Anfrage des Kufsteinblick. Er setze sich dafür ein, kurzfristig Änderungen zu erwirken - u. a. gehe es um die verkürzten Betriebszeiten, die langen Wartezeiten am Bahnhof sowie die Ausstiegsstelle für die Kinder beim M4. Anschließend sei es ein Ziel, dass in den nächsten zwei bis drei Monaten ein neuer Busfahrplan komme. Für GR Christopher Lentsch ist die aktuelle Linienführung eine Katastrophe: „Die alte Linienführung muss so gut wie es geht wiederhergestellt werden.“
Zusammenarbeit angeboten
GR Iris Kahn (Wörgler Grüne), Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Liste Roland Ponholzer), StR. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) und GR Christopher Lentsch (FWL) boten Auf-schnaiter eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit an, um für dieses Thema eine Lösung zu finden. Diese wurde lt. Ponholzer abgelehnt: „Der neue Referent sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine Sitzung. Das ist in Ordnung. Aber dann soll man auch die Verantwortung dort lassen, wo sie übernommen wurde.“
Außerhalb Stoßzeiten legen die Wörgler Citybusse am Bahnhof Pausen ein.
V. l.: GR Christopher Lentsch, Vize-Bgm. Roland Ponholzer, GR Iris Kahn und StR. Christian Kovacevic bieten eine Zusammenarbeit an.
Verkehrsreferent Hubert Aufschnaiter
Projekt „PulsCare“: Arbeitszufriedenheit von Pflegepersonal im Fokus
Seit März läuft das Projekt „PulsCare“ in den Regionen KUUSK und Kitzbüheler Alpen, wo 225 Beschäftigte im Pflegebereich zu ihrer Zufriedenheit im Arbeitsalltag befragt wurden. Dazu hat die Hochschule MCI Management Center Innsbruck in drei Fokusgruppen die aktuellen Rahmenbedingungen analysiert und gemeinsam nach praktikablen Lösungen gesucht.
Befragt wurden Beschäftigte in den Bereichen Altenpflege (43 %), Krankenhäuser (19 %), Menschen mit Beeinträchtigung (12 %), Ambulanten Pflege (11 %), Rehabilitationszentrum (10 %) sowie u. a. auch in der Mobilen Pflege und Hospiz.
Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %), gaben an, mit ihrem Job zufrieden zu sein - 67 Prozent würden ihren Job weiterempfehlen.
Nicht ausreichend wertgeschätzt?
40 % verspüren „Hin und Wieder“ einen Druck am Arbeitsplatz, die größten Faktoren sind dabei Begleitpersonen/Angehörige (19,8 %), Zeit (18,5 %) und Vorgesetzte (14,8 %). Mit den vorhandenen Arbeitsmitteln sind 44 % der Pflegekräfte - vor allem den digitalen Hilfsmitteln - unzufrieden.
Viel Wertschätzung erfahren die Pflege-Mitarbeiter von Patienten bzw. Klienten, erschreckend ist der deutliche Mangel an Anerkennung seitens der Politik: Rund 90 Prozent der Befragten fühlen sich von politischen Entscheidungsträgern nicht ausreichend wertgeschätzt.
Weiterbildung
68 Prozent der Pflegekräfte gaben an, sich für Weiterbildungen zu interessieren. Allerdings sieht nur etwa ein Viertel der Befragten ausreichend Gelegenheiten, um sich beruflich weiterzuentwickeln. „Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Angebot verdeutlicht den Bedarf an mehr Fortbildungsprogrammen, um das Potenzial und die Motivation der Mitarbeiter*innen in der Pflege optimal zu fördern”, erkennt Carmen Schwinghammer, Projektkoordination PulsCare.
In der Region lösbar
Im Mai und Juni fanden drei Fokusgruppen mit Teilnehmenden aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern der Pflege statt. Die Themen reichen von flexiblen Arbeitsmodellen, neuen Bildungsmöglichkeiten über bessere finanzielle Unterstützung bis hin zu innovativen Digitalisierungslösungen. Renate Windbichler, Wissenschaftlerin am MCI, sind zentrale Handlungsfelder die Regionale Vernetzung und die Stärkung von Kollauboration, sowie der Ausbau der Community Nurses. „Es sind einige Dinge, die in der Region lösbar wären. Der nächste Schritt ist es, die Ergebnisse den politischen Entscheidungsträgern zu präsentieren und dann wirklich zu schauen, was davon umsetzbar ist“, so Melanie Steinbacher, GF RM KUUSK.
Nächste Schritte
Zunächst werden die gewonnenen Erkenntnisse weiter in Arbeitsgruppen vertieft, um gezielte Lösungen für Pflegekräfte, Pflegedienstleitungen und Heimleitungen zu entwickeln. Diese Maßnahmen sollen in regionalen Gremien sowie mit politischen Entscheidungsträgern geteilt und diese dann auch in den Prozess integriert werden. „Ziel ist es, durch diese Schritte langfristig die Pflegesituation in der Region zu verbessern”, erläutert Josef Ritzer, Obmann RM KUUSK.
V. l.: Melanie Steinbacher, Carmen Schwinghammer, Renate Windbichler, Claudia Schwaiger und Bgm. Josef Ritzer
Ebbser Gemeindeamt feierlich eröffnet
Im Beisein von LH Anton Mattle wurde vergangenen Freitag, 20. September, das neue Ebbser Gemeindeamt feierlich eröffnet. Die Weichen für den Neubau wurden bereits vor neun Jahren gestellt.
Im Herbst 2015 starteten in Zusammenarbeit mit Architekt DI Josef Wurzer die Arbeiten für den LA21-Dorferneuerungsprozess. Die Vision der „Sozialen Achse“ mit dem Ziel, dass alle relevanten Institutionen im Dorf fußläufig und per Rad unkompliziert erreichbar sind, wird jetzt Wirklichkeit: Begonnen mit dem neuen Kindergarten, dem Eltern-Kind-Zentrum und dem Gemeindeverwaltungszentrum samt Erweiterung der Tiefgarage folgen als weitere Projekte die neue Gemeindebücherei, ein adaptiertes Jugendzentrum sowie ein attraktiver Dorf- und Marktplatz.
Bauhof ausgesiedelt
Mit dem Abriss bzw. der Aussiedelung des Bauhofes und der Errichtung des neuen Wertstoffsammelzentrums fiel der Startschuss für den Neubau des Gemeindeamtes mitten im Dorfzentrum. Zukünftig stehen den Angestellten auf über 1.600 m2 Nutzfläche 18 Arbeits- und sechs Reserveplätze zur Verfügung, das Herzstück des Gebäudes ist ein multifunktioneller Sitzungssaal. Die Tiefgarage wurde mit jener des Kindergartens verbunden, insgesamt stehen jetzt 65 Stellplätze zur Verfügung. „Es ist ein Haus für alle Ebbser. Es ist ein Gebäude, das auf die nächsten Jahrzehnte, auf die Generationen der Zukunft, ausgelegt ist“, freut sich Bgm. Josef Ritzer.
Nächste Schritte
Die Errichtungskosten liegen bei rund. € 8,7 Mio., inkl. der Sanierung des alten Gemeindeamtes direkt nebenan rechnet Ritzer mit Gesamtkosten von rund. € 15 Mio., vom Land Tirol werden davon rund 10 Prozent gefördert.
Ein Schnapserl zur Eröffnung: Bgm. Josef Ritzer (li.), LH Anton Mattle (2. v. l.) und Vize-Bgm. Sebastian Kolland (re.)
Zahlreiche Gäste, die BMK Ebbs und Abordnungen vieler Ebbser Vereine wohnten der Eröffnung des neuen Gemeindeamtes bei.
Pfarrer Rainer Hangler segnete das Gemeindeamt.
Wörgl: Neuerliche Kritik an Sitzungszeiten
In der Vergangenheit wurde bereits öfters die Beginnzeit der Wörgler Gemeinderatssitzung (meist mittwochs, 9 Uhr) kritisiert. In einem offenen Brief wandten sich jetzt neun Gemeinderäte an den Bürgermeister.
Vize-Bgm. Roland Ponholzer MBA, GR Astrid Rieser, GR Patricia Kofler (Wir für Wörgl), StR. Christian Kovacevic, GR Mag. Gabriele Madersbacher (Liste Hedi Wechner), GR Dipl.-Hdl. Iris Kahn, GR Özlem Harmanci (Grüne), GR Christopher Lentsch (FWL) sowie GR Walter Altmann (ehem. Wörgl Bewegen - ÖVP) appellieren an Bgm. Michael Riedhart, die Gemeinderatssitzungen wie bisher um 18 Uhr anzusetzen, um nicht auf Urlaubstage zurückgreifen zu müssen. „Teilweise stehen wichtige Termine für Berufstätige einer gleichzeitigen Sitzungsteilnahme entgegen“, erklären die Unterzeichnenden. Nach Recherchen seien in nahezu allen Tiroler Gemeinden die Gemeinderats- und Stadtrats- bzw. Gemeindevorstandssitzungen nach den üblichen Arbeits- und Geschäftszeiten angesetzt.
In dem Schreiben wird ebenfalls das „Diskussionsverbot“ nach dem Tagesordnungspunkt „Bericht der Referent*innen“ scharf kritisiert - dieses sei respektlos, herablassend und demokratiepolitisch bedenklich.
„Änderung notwendig“
Riedhart erachtet die Änderung des Sitzungsbeginnes als notwendig, da die meisten Gemeinderatssitzungen sechs bis sieben Stunden dauern würden und es daher vielen Gemeinderäten nicht zumutbar sei, nach einem langen Arbeitstag so lange anwesend bzw. aufmerksam zu sein - dazu sei die Aufnahmefähigkeit in den Morgenstunden am größten. Ebenfalls würden keine Zuschläge und Überstunden für die Mitarbeiter des Amtes anfallen. „Viele Gemeindemandatare empfinden die Sitzungszeit um 9 Uhr morgens als sehr positiv. Man ist fitter und aufnahmefähiger, bestätigen die meisten. Deshalb werden auch alle zukünftigen Sitzungen am Vormittag stattfinden“, rechtfertigt sich der Stadtchef.
„Reine Information“
Dem „Diskussionsverbot“ entgegnet Riedhart: „Die Berichte der Referenten dienen der reinen Information. Nachfragen oder Verständnisfragen können wie bisher am Ende jeder Sitzung unter dem Punkt Anträge, Anfragen und Allfälliges gestellt werden.“
Die Wörgler Gemeinderatssitzungen beginnen auch zukünftig um 9 Uhr.
Nationalratswahl: SPÖ wünscht sich ein „deutliches Plus“
Die SPÖ präsentierte im Kirchenwirt Wörgl die Kandidaten und inhaltlichen Schwerpunkte zur bevorstenden Nationalratswahl kommenden Sonntag, 29. September. Das Ziel ist ein „deutliches Plus“ zum Ergebnis von 2019.
Wie schon 2019 ist Christian Kovacevic der SPÖ-Spitzenkandidat der Wahlkreisliste 7c (Bezirke Kufstein und Kitzbühel). Dem 41-jährigen Landtagsabgeordneten und Wörgler Stadtrat folgen Laura Sojer, Gregor Salinger (beide aus St. Johann), Eva Steibl-Egenbauer (Wörgl) sowie Christoph Staffner (St. Ulrich am Pillersee).
Wahlziel ist ein „deutliches Plus“ - 2019 waren es tirolweit 13 % sowie im Wahlkreis Unterland 12 % der Stimmen.
Die Landesliste führt NR Mag. Selma Yildirim an, es folgen Bernhard Höfler sowie die 24-jährige St. Johannerin Laura Sojer. Neben dem deutlichen Plus wünscht sich die SPÖ drei Mandate (bisher ein Mandat). „Wir haben gerade im Tiroler Unterland ein ausgezeichnetes personelles Angebot“, so der SPÖ-Landesparteivorsitzende und LH-Stv. Dr. Georg Dornauer.
„Die Kluft zwischen den Vermögenden und den Nichtvermögenden ist in den vergangenen sieben Jahren merklich auseinander gegangen. Das allein ist ein Beweis dafür, dass es das Projekt der sozialen Gerechtigkeit braucht - mehr denn je“, gibt Yildirim die Richtung vor. Für ein leistbares Leben - insbesondere ein leistbares Wohnen brauche es einen Mitpreisdeckel bei zwei Prozent sowie für Hauslbauer eine Zinsgrenze von drei Prozent bis zu einer Kreditsumme von € 300.000,-.
„Wir leben in einem reichen Land - es ist teilweise nur ungerecht verteilt. Dagegen muss man vehementer vorgehen“, erklärt Kovacevic. Ein weiterer Themenschwerpunkt für den Wahlkreis-Spitzenkandidat ist die Gesundheitsversorgung - diese sei immer mehr von der Geldbörse abhängig: „Wenn Menschen sechs Monate auf einen Facharzttermin warten müssen, dann ist etwas verkehrt.“ Dazu sei es traurig, dass junge Menschen auf die Straße gehen müssen, um die Politik auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen - auch da müsse sich vehement etwas ändern.
Hoffen auf einen Stimmenzuwachs: Landesparteivorsitzender LH-Stv. Dr. Georg Dornauer, NR Mag. Selma Yildirim, Laura Sojer und LA Christian Kovacevic.