Kufstein: Eigenes Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Ende Oktober bezogen 30 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in der Kaiserbergstraße in Kufstein ihr eigenes Quartier. Die 14- bis 17-Jährigen werden von insgesamt zwölf Betreuern rund um die Uhr beaufsichtigt.
Das von der Tiroler Soziale Dienste GmbH betriebene Flüchtlingsheim bietet Platz für 30 minderjährige Flüchtlinge, die aus den verschiedensten Gründen teils mit unvorstellbaren Schicksalen ohne Begleitung geflohen und in Österreich um Asyl angesucht haben. Die meisten der in Kufstein untergebrachten Flüchtlinge kommen aus der Tiroler Grundversorgung, der Rest aus Traiskirchen.
„Sehr gut eingelebt“
Heimleiterin Claudia Vögele betont, dass sich die Flüchtlinge bereits gut eingelebt haben: „Ich habe das Gefühl, dass sich die Flüchtlinge wohl fühlen. Jetzt ist es wichtig, ihnen eine Tagesstruktur zu bieten und ihnen den Kontakt nach außen zu ermöglichen.“ Die anfallenden Arbeiten im Heim (Koch- und Küchendienst, Abwasch, Waschen, Bügeln etc.) erledigen die Flüchtlinge mit Hilfe der insgesamt zwölf Betreuer selber, für die Sauberkeit im Heim ist ein eigener Putzplan ausgehängt. „Es ist das Konzept, die Flüchtlinge selbstständig zu machen. Sie müssen lernen, miteinander und im Team zu arbeiten“, so Vögele.
Hoher Bildungsstandard
Viele der Flüchtlinge waren in ihren Herkunftsländern (Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Guinea) bereits acht bis neun Jahre in der Schule: „Viele haben einen hohen Bildungsstandard, können teilweise besser Englisch als wir“, so Vögele.
Der größte Wunsch der Flüchtlinge ist es, auch in Kufstein wieder in die Schule gehen zu dürfen. Dies sollte auch in nächster Zeit ermöglicht werden, die Planungen mit der Neuen Mittelschule bzw. dem Gymansium in Kufstein laufen auf Hochtouren. „Es braucht eine Vorlaufzeit. Auch die Schulen brauchen einen gewissen Zeitrahmen“, ergänzt Vögele. Bereits jetzt lernen alle Jugendliche die deutsche Sprache, dafür sind zweimal pro Woche im Heim Kurse angesetzt.
Chancen auf Asyl stehen gut
Alle Jugendlichen befinden sich derzeit in einem offenen Asylverfahren. Beim Bundesamt für Fremdenwesen & Asyl in Innsbruck muss jeder seine Geschichte erzählen, zwei bis drei Monate später folgt der Asylbescheid. Auch deshalb dauern die Verfahren oft sehr lange. Die Wartezeiten belaufen sich derzeit im Durchschnitt auf ca. acht Monate für Syrer, wobei diese alle eine gute Chance auf einen positiven Asylbescheid haben. Bei den anderen Asylwerbern kann es bis zu zwei Jahre dauern. Nach positivem Bescheid werden die Jugendlichen in eine betreute Wohneinrichtung übersiedelt, wo sie weiter auf den Weg zur Selbstständigkeit unterstützt werden. Weiters werden Jugendliche ab 18 Jahren für die Erwachsenenbetreuung vorbereitet und ebenfalls übersiedelt.
Hilfsbereitschaft groß
Nicht nur viele Privatpersonen sammeln Kleidung und unterstützen die Flüchtlinge, auch immer mehr Firmen setzen sich ein. Zum Beispiel beim New Yorker in den Kufstein Galerien wurde jeder Jugendliche um € 50,- eingekleidet. Die Ansprüche der Flüchtlinge sind jedoch keinesfalls hoch: „Der größte Wunsch ist es, dass sie in die Schule gehen dürfen. Weiters wünschen sie sich Flip-Flops für die Unterkunft sowie einen Pyjama“, so Vögele.
Kufstein ist jetzt Flüchtlings-Übergabeort
Seit einigen Tagen werden Flüchtlinge aus ganz Österreich nach Kufstein gebracht und ein geordneter Übergang nach Deutschland ermöglicht. 50 Flüchtlinge dürfen pro Stunde über die Grenze, 1200 am Tag.
Um sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen, trafen sich vergangenen Samstag, 7. November, 10 der 21 Gemeinderäte aus Kufstein zu einem Informationsgespräch am Zeltlager in Kufstein.
Peter Thurner, Bezirksrettungskommandant des Roten Kreuzes, erklärte den Ablauf. So werden die Flüchtlinge mit Sonderzügen oder Bussen nach Kufstein gebracht. Dort werden sie ärztlich versorgt und erhalten oft die erste Mahlzeit auf österreichischen Boden. Jede Stunde fährt ein Bus mit 50 Flüchtlingen zum Bahnhof, um sie dort der bayerischen Polizei zu übergeben. Insgesamt können täglich bis zu 1200 Flüchtlinge von Kufstein nach Deutschland kommen.
Durch Gespräche mit der Bevölkerung weiß Stadtrat Horst Steiner, dass vor allem bei Frauen, die nachts alleine unterwegs sind, große Angst vorherrscht. Vorfälle gab es aber bis jetzt noch keinen, bestätigt Polizei-Bezirkskommandant Walter Meingassner: „Diese Flüchtlinge wissen, dass sie nur ein bis zwei Tage hier sein werden und verlassen auch das Lager nicht.“
Holzbauten sollen Zelte ersetzen
Da die jetzt aufgebauten Zelte nicht winterfest sind, werden sie in Kürze durch drei Holzbauten ersetzt. Die Kosten dafür übernimmt das Land Tirol. „Wir haben keine Möglichkeit zu beeinflussen, wie viele Menschen zu uns kommen. Wir haben aber Einfluss darauf, wie wir mit diesen Menschen umgehen“, so Bgm. Martin Krumschnabel in einem Informationsschreiben, das die aktuelle Situation beschreibt und auf der Homepage der Stadt Kufstein unter www.kufstein.at einsehbar ist.
Bundesheer soll helfen
Zur Unterstützung der Polizei, die rund um die Uhr die Flüchtlinge bei der Übergabe begleiten und für die Sicherheit sorgen, werden ab sofort 100 Soldaten des 23. und 24. Jägerbataillons sorgen. Unterkommen werden diese in den Räumlichkeiten des Bahnhofes Kufstein. Österreichweit hat das Bundesheer aktuell 1.650 Soldaten zu sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsätzen entsendet.
Große Hilfsbereitschaft
Dass in Kufstein die hohe Zahl an durchreisenden Menschenmassen fast nicht spürbar ist, ist vor allem dem unermüdlichen Einsatz der zahlreichen Ehrenamtlichen zu verdanken, die über 90 % der Arbeitskraft stellen. Helfen kann jeder, der bereit ist, sich beim Team Österreich zu registrieren, auch wenn es nur für wenige Stunden ist.
Zu wenig Informationen?
Nach dem Rundgang forderten die Fraktionen FPÖ/GKL und Bürgerliste Horst Steiner eine öffentliche Versammlung, um die Bürger umfassend zu informieren.
„Ich gebe jeden Tag Interviews im Radio, Fernsehen und Zeitungen. Zudem wurde der aktuelle Stand von mir auf der Homepage der Stadt Kufstein veröffentlicht. Ich weiß nicht, wie ich noch mehr informieren könnte,“ so Bgm. Krumschnabel. Noch einmal machte er auch darauf aufmerksam, dass die Stadt Kufstein für die Flüchtlinge nicht zuständig ist. „Das bloße Schüren von Ängsten ist nicht hilfreich. Hilfreich sind aber jene, die mitanpacken und gute Ideen einbringen.“
Reinwerfen statt Wegwerfen: Stadt Kufstein feierte sich als „Sauberste Region Österreichs“
Die Stadt Kufstein konnte sich vor kurzem den Titel „Sauberste Region Österreichs 2015“ sichern. Vergangenen Freitag, 6. November, wurde dies im Rahmen eines Festabends auf der Josefsburg gebührend gefeiert und die Sieger-Ortstafel sowie der Award entgegen genommen.
Das Projekt „Sauberes Kufstein“, das von Recyclinghofleiter Manfred Zöttl und Birgit Berger vom Stadtmarketing eingereicht wurde, setzt mit der Bewusstseinsbildung bereits bei den Jüngsten der Gesellschaft an und bezieht in der Umsetzung alle Altersstufen mit ein. Die großen Ziele sind aktive Abfallvermeidung, weniger achtlos weggeworfener Abfall sowie die Wertschätzung der Bevölkerung für eine saubere Stadt. „Wir machen vier Mal im Jahr Abfallberatungen in unseren Schulen und sind auch bei allen Veranstaltungen vor Ort“, so Zöttl. Der Sieger wurde anhand eines Online-Publikumvotings ermittelt, wo sich die Festungsstadt mit exakt 1.300 Stimmen souverän vor Ulrichsberg (785) und Steyr (307) durchsetzen konnte. Bgm. Martin Krumschnabel berichtete, dass bei der jährlichen Müllsammelaktion, wo sich heuer 40 Vereine mit über 600 Mitgliedern beteiligten, vier Tonnen Müll zusammengekommen sind und betonte, dass die Auszeichnung zur saubersten Region Österreichs in der Bevölkerung bereits jetzt ein gewaltiges positives Feedback hervorgerufen hat.
Moderator Johann Szuchowszky führe gewohnt charmant durch den Abend, neben zahlreichen Ehrengästen konnte auch der Botschafter der Initiative sowie das Testimonial des Awards, Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer, begrüßt werden.
Die Anti-Littering-Initiative „Reinwerfen statt Wegwerfen“ vergab den Award gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeindebund, der Österreich Werbung sowie dem Österreichischen Städtebund bereits zum zweiten Mal.
Neue Pläne für Hochwasserschutz im Unterinntal
Mit neuen Plänen will man die Gemeinden, die sich bis jetzt gegen einen Wasserverband gesträubt haben, mit ins Boot holen. Zwei zusätzliche, optimierte Retentionsflächen sollen die Last von der Gemeinde Radfeld und Kundl nehmen.
Bereits zum dritten Mal haben sich am 2. November in Rattenberg die betroffenen Gemeinden getroffen, um über die aktuellen Pläne zum Hochwasserschutz zu sprechen.
„Das Ziel muss sein: Hochwasserschutz für alle. Das ist nur gemeindeübergreifend machbar. Dazu müssen einerseits lineare Verbauungen errichtet werden aber auch Platz geschaffen werden, um das Wasser zu „parken“. Diese Maßnahmen dürfen aber nicht dazu führen, dass sich der jetzige Stand für die unterliegenden Gemeinden verschlechtert“, so LH-Stv. Josef Geisler.
Abermals wiederholte er die Notwendigkeit eines Gemeindeverbandes, der dann die nötigen Anträge an das Land und den Bund stellen kann. Geisler: „Natürlich muss es für die betroffenen Grundstückseigentümer eine entsprechende Entschädigung geben. Je eher alle an einem Strang ziehen, umso schneller geht es.“ Hauptzahler in den Wasserverband wird lt. Geisler der Bund sein.
Nach den Maßnahmen werden alle roten Zonen in den besiedelten Gebieten der Vergangenheit angehören, weiß der Abteilungsleiter der Wasserwirtschaft BBA Kufstein Martin Rottler.
Bis jetzt hatten sich ja vor allem Kundl und Radfeld gegen den Verbund gesträubt, da sie im Falle eines Jahrhunderhochwassers den überwiegenden Teil des auf ca. 4,6 Millionen Kubikmeter geschätzte Volumen zusätzlichem aufnehmen müssten. Durch weitere Retentionsflächen in Kramsach-Voldöpp und Angath hat man sich nun zumindest soweit geeinigt, dass eine Detailplanung ausgeschrieben werden kann, die dann ab Jänner 2016 gemeinsam mit den Gemeinden erfolgen soll. Dabei soll aber kein Wasser in Gebiete geleitet werden, die nicht jetzt schon geflutet werden.
Wenn dieser Zeitplan eingehalten werden kann, wird auch der Start des Dammes in Wörgl im Jahr 2018 möglich sein, verspricht Geisler: „Dies ist die schnellstmögliche Variante, um Wörgl hochwassersicher zu machen.“
Hagebaumarkt übernimmt Baumax in Kufstein
Die ehemalige Baumax-Filiale in Kufstein wird künftig von der Schneider-Gruppe aus Bayern geführt. Die bisherigen Mitarbeiter werden zum größten Teil übernommen. Geplant ist nun nach einer Neueinrichtung eine Neueröffnung Ende Februar 2016.
Durch einen im Einvernehmen mit Stadt und Land in der unmittelbaren Umgebung zum ehemaligen bauMax-Standort geplanten Lebensmittelmarkt wird das Einzugsgebiet um den zukünftigen hagebaumarkt an Attraktivität gewinnen (der Kufsteinblick berichtete).
Mit dem hagebaumarkt in Kufstein schließt die Schneider Gruppe ihr Standortnetz mit weiteren hagebaumärkten in Bruckmühl und Prien am Chiemsee.
Die Schneider Gruppe ...
... ist ein seit 120 Jahren im Baustoffhandel tätiges Familienunternehmen. In Bayern betreibt die Gruppe darüber hinaus derzeit bereits 11 hagebaumärkte und zwei DIY-Nahversorger-Standorte unter der Marke „Werkers Welt“. „Uns verbindet das Denken in Generationen und die Verbundenheit unserer Unternehmen mit der Region. Ich freue mich sehr, dass wir den Standort Kufstein und damit auch Arbeitsplätze erhalten konnten,“ stellt KR Alois Wegscheider zur Partnerschaft mit Schneider fest.