Zu wenig Kassenärzte: Wochenend- Ordinationsdienst in der Kaiserregion in Schwebe
Nur noch vier Praktische Ärzte mit Kassenarztpraxis anstelle ursprünglich sechs sind mit Juli in der Region Ellmau, Going, Scheffau und Söll tätig. „Ein regelmäßiger Wochenend- und Feiertagsdienst kann damit leider nicht mehr gewährleistet werden“, so Lorenz Steinwender, Praktischer Arzt in Ellmau, Sprengelarzt und Zuständiger für die Diensteinteilung, zur prekären Situation rund um den Ärztemangel in der Wilden Kaiser Region.
Die Stelle des Praktischen Arztes mit Kassenarztpraxis in Söll ist bereits seit Jahren vakant. Nun geht auch noch Johann Georg Lechner, Hausarzt von Scheffau, in Pension. Aus ursprünglich sechs Hausärzten in der Region Ellmau, Going, Scheffau und Söll werden damit vier: Lorenz Steinwender und Barbara Kranebitter jeweils in Ellmau, Markus Muigg in Going sowie Alexandra Bado und Tanja Ascher mit ihrer Gemeinschaftsordination in Söll. Die Situation um die ärztliche Versorgung der Bevölkerung werde sich lt. Steinwender zukünftig vor allem an den Wochenenden und Feiertagen zuspitzen. Der Allgemeinmediziner ist verantwortlich für die Wochenend- und Feiertagsdiensteinteilung der vier Gemeinden. „Die Koordination der Wochenenddienste war bereits in den letzten Jahren mit nur fünf Ärzten eine Herausforderung. Vorausschauend muss ich ganz klar sagen, dass zukünftig die Wochenenddienste mit nur vier Praktischen Ärzten zum Teil nicht mehr zu besetzen sein werden. Eine Tatsache, die mir in den vergangenen Wochen schlaflose Nächte bereitet hat.“ Steinwender rechnet damit, dass ein, zweimal im Quartal in der Region kein Hausarzt seine Praxis das Wochenende über offen haben wird. Problematisch sieht er dabei allen voran die Urlaubszeit, in der nicht jeder der vier Mediziner greifbar ist, oder wenn einer der Kollegen selbst erkrankt. „Hier spitzt sich die Situation natürlich weiter zu. Wir sind aber sehr bestrebt, zumindest den Sprengelärztlichen Dienst aufrecht zu erhalten, zum Beispiel für die Totenbeschau.“ In dringenden Fällen sei die Versorgung natürlich durch das Bezirkskrankenhaus Kufstein und das Krankenhaus in St. Johann abgedeckt.
Schwierige Situation
Die Situation nagt an den vier Medizinern, gleichzeitig besteht durchaus Verständnis für Arztkollegen, die kein Interesse daran haben, eine Kassenarztpraxis zu eröffnen. „Im Grunde ist es ein multifaktorelles Problem, das in ganz Österreich vorliegt. Unsere Situation ist kein Einzelfall. Allen voran will sich kaum jemand diesem österreichischen Kassensystem unterwerfen. Die Verrechnung ist äußerst komplex und zielt auf Masse ab. Nur wenn entsprechend viele Patienten behandelt werden, finanziert sich eine Praxis. Das heißt jedoch auch, dass du dir als Arzt kaum Zeit für den einzelnen Patienten nehmen kannst.“ Etliche Mediziner würden sich daher für eine Wahlarztpraxis entscheiden. Dazu ergab sich mit der Verschärfung des Arbeitszeitgesetzes ein Mehrbedarf an Ärzten in Krankenhäusern. Jeder einzelne darf seither weniger Nachtdienste absolvieren, wodurch mehr Mediziner benötigt werden, um die Versorgung abzudecken.“
Dr. Lorenz Steinwender koordiniert die Wochenenddienste in Ellmau, Going, Scheffau und Söll.
(Foto: GPhoto)
Kufsteiner MFG-Mandatare distanzieren sich von Partei
Am Mittwoch, 6. Juli, erklärte MFG-Bezirkssprecher Lukas Blunder, dass sich die komplette Kufsteiner Ortsgruppe nur wenige Monate nach der Wahl von der MFG distanziert. „Die MFG Kufstein existiert defakto nicht mehr. Wir haben uns aufgrund der parteiinternen Querelen nicht auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren können“, so Stadtrat Lukas Blunder. „Leider ist es so, dass bei der MFG die Eigen-
interessen in den Vordergrund gerückt werden und
Allgemeininteressen zugleich vergessen werden.“
„Es ist unmöglich, mit der Landesführung der MFG vernünftig zusammenzuarbeiten, jedliche Unterstützung hat bis jetzt nicht stattgefunden. Und was man so hört, werden auch viele Ortsgruppen in Bezirken noch austreten“, ergänzte Werner Rofner.
Aktuell hat die MFG im Bezirk 27 Mandatare, „... davon werden nicht viele über bleiben. Es herrscht Unzufriedenheit mit der Führung im Land Tirol“, glaubt Blunder.
Nicht glücklich zeigte sich Blunder über den Austausch des Landesvorstandes, ohne dass die Basis miteingezogen wurde, „... mit von uns nicht tragbaren Persönlichkeiten.“ Rofner: „Das was im Parteiprogramm steht, wird nach innen überhaupt nicht gelebt.“
Nun soll in der Stadt Kufstein parteilos weitergearbeitet werden, Lukas Blunder als Stadtrat und Clemens Stoll als Gemeinderat. Auch alle Ersatzgemeinderäte und Ausschussmitglieder werden künftig ohne MFG-Zugehörigkeit weiterarbeiten.
Landes-MFG
MFG-Landessprecher Bernhard Schmidt zeigte sich in einer Anfrage froh darüber, dass Lukas Blunder selbst erkannt hat, dass er nicht zur MFG passt. Auf weitere Detailfragen des Kufsteinblick wurden keine weiteren Auskünfte zu dem Thema erteilt.
V. l.: Werner Rofner, GR Clemens Stoll und Stadtrat Lukas Blunder bei Bekanntgabe der Trennung von der MFG.
Aufregung um neues Großprojekt in Wörgl
Am Bahnhofsplatz in Wörgl plant die Zima Unterberger ein modernes Stadtquartier, welches das Zentrum Wörgls stärken und als Landmark auszeichnen soll. Der Architekturwettbewerb ist bereits abgeschlossen, in zwei Baukörpern sollen ca. 100 Wohneinheiten, ein Hotel mit ca. 117 Zimmern sowie 3.900 m2 Büroflächen mit einem Projektvolumen von ca. € 52 Mio. untergebracht werden.
„An einem solch zentralen Ort wie dem Bahnhofsvorplatz braucht es besondere Ideen und mehrere Entwürfe“, erklärte Bgm. Michael Riedhart in einer Presseaussendung der Zima Unterberger. Deshalb schrieb die Stadtgemeinde einen Architekturwettbewerb vor, an dem sich Büros von Wörgl bis Wien beteiligt haben. Die Wettbewerbsjury, die neben den Investoren auch aus der Stadtgemeinde bestand, hat schlussendlich einstimmig das Wiener Architekturbüro Pichler & Traupmann zum Sieger gekürt. Neben Hotel, Wohnungen und Büros ist für Riedhart vorstellbar, dass alle städtischen Einrichtungen zukünftig am Bahnhofsplatz unterkommen. „Es ist verkehrsmäßig ideal, für Bürger, Besucher und Mitarbeiter perfekt auch mit Öffis zu erreichen und durch das Zusammenziehen von Stadtwerken, Stadtmarketing und Stadtamt wäre eine besondere Servicequalität garantiert. Zudem würde unsere Polizei am Bahnhofsplatz ebenfalls Sinn machen“, wird Riedhart in der Aussendung zitiert.
Vorgehensweise „wirklich gefährlich“
Scharfe Kritik gab es in der Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag, 7. Juli, von Vize-Bgm. Roland Ponholer: „Das ist ein Beispiel der kompletten Unart. Wenn ich aus den Medien entnehme, dass der Bürgermeister ohne Rücksprache mit irgendwelchen Investoren etwas verhandelt und wir wissen von gar nichts, dann ist es nicht so, wie ich es mir wünsche. Ich finde es bei Summen von jenseits der € 50 Mio. gefährlich, so zu agieren. Wir haben in der Stadt ganz andere Probleme, als jetzt ein Dubai von Tirol zu errichten. Man sollte vorher die Politik damit befassen.“ Lt. Ponholzer ist auch bereits eine Bürgerinitiative in Gründung. „Lassen wir die Kirche im Dorf: Es ist ein Bauträger, die etwas projektieren wollen und den Architekturwettbewerb gemacht haben. Es ist nicht´s spruchreif. Natürlich warten wir den Gemeinderat und den Bauausschuss ab, ob wir das machen oder nicht. Aber nichtsdestotrotz wird es den ganz normalen Weg gehen, wie jedes andere Bauprojekt auch. Prinzipiell ist es ein schönes Projekt und es wird noch sehr viel Arbeit für alle Fraktionen sein. Weil es eine Möglichkeit ist, die Stadt wirklich zu entwickeln“, klärt Riedhart auf.
„Man ist da noch weit weg von irgendwelchen gelegten Eiern. Der Architekturwettbewerb ist eine Vision der Investoren“, versuchte auch Stadtamtdirektor Philipp Ostermann-Binder zu beruhigen.
Visualisierung: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH
Wörgler bekommen € 50,- Schwimmgutschein für umliegende Bäder
Seit der Schließung des Wave haben die Wörgler keine Möglichkeit mehr, im Wohnort ein öffentliches Schwimmbad zu nutzen. Deshalb werden jetzt Gutscheine für Bäder und Seen in den Nachbargemeinden zur Verfügung gestellt.
Alle Gemeindebürger ab sechs Jahren können ab sofort im Bürgerbüro des Wörgler Stadtamtes Gutscheine im Wert von € 50,- abholen, die in der Sommersaison beim Ahornsee in Söll, beim Badesee Salvenland, im Strandbad Wildschönau sowie im Schwimmbad Kufstein für den Eintritt eingelöst werden können.
Lt. Bgm. Michael Riedhart wurden zwar alle umliegenden Bäder angefragt und zweimal kontaktiert, zugesagt haben jedoch nur vier Bäder/Seen. Der „Wörgler Bäder Euro“ in der Stückelung von einem Euro ist zwar vorrangig für den Eintritt gedacht, könnte aber je nach Betreiber auch in der Kantine/Buffet angenommen werden.
Ob eine Refundierung für bereits gekaufte Saisonkarten möglich ist, wird noch geprüft.
Der Maximalbetrag dieser Schwimmkartenunterstützung wurde mit € 100.000,- gedeckelt, die ersten 2.000 Bürger erhalten die entsprechenden Gutscheine. Der Stadtrat kann diesen Betrag bei großem Antrag jedoch jederzeit erhöhen.
Der Gemeinschaftsantrag aller Fraktionen wurde einstimmig angenommen.
Freiflächen beim Wave wieder nutzbar
Das Außengelände der Wörgler Wasserwelt kann zumindest teilweise wieder genutzt werden. Obwohl es weiterhin keine Schwimmmöglichkeit geben wird, ist zukünftig der Spiel- und Beachvolleyballplatz wieder nutzbar, auch die Grünflächen werden wieder gepflegt. Untertags gibt es so eine kostenlose Möglichkeit zur Freizeitgestaltung, auch Konzerte bzw. Veranstaltungen seien vorstellbar.
Indes wurde unter der Leitung von Stadtamtdirektor Mag. Philipp Ostermann-Binder eine Projektgruppe eingerichtet, um ein neues Bad zu planen bzw. zu entwickeln. Die Ergebnisse sollen anschließend dem Gemeinderat als Entscheidungshilfe dienen.
V. l.: GR Iris Kahn (Wörgler Grüne), Vize-Bgm. Roland Ponholzer (Wir für Wörgl - Liste Roland Ponholzer), Bgm. Michael Riedhart (Wörgl Bewegen - Team Michael Riedhart - Wörgler Volkspartei), GR Christopher Lentsch (Freiheitliche Wörgler Liste), Ersatz-GR Novela Steinlechner (MFG - Menschen Freiheit Grundrechte) sowie StR. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner)
Energieleitplan und Mobilitätskonzept präsentiert
Das Regionalmanagement Kufstein und Umgebung, Untere Schranne-Kaiserwinkl (KUUSK) präsentierte vergangenen Dienstag, 5. Juli, den Energieleitplan und das Mobilitätskonzept für die Region. Diese geben nun den weiteren Fahrplan für ein nachhaltiges Energie- und Mobilitätssystem vor.
Vor zwei Jahren wurde die Wasser Tirol damit beauftragt, einen Energieleitplan für die Mitgliedergemeinden der Leader-Region KUUSK (Kufstein, Ebbs, Erl, Niederndorf, Niederndorferberg, Schwendt, Rettenschöss, Kössen, Walchsee, Langkampfen, Thiersee, Schwoich) zu erstellen. Ziel ist es, erneuerbare Energien auszubauen, Synergien gemeindeübergreifend zu nutzen sowie gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken. „Es ist höchste Zeit, dass wir ab sofort handeln und Modelle basierend auf modernen Technologien entwickeln, um den Umstieg allen Bürgern zu ermöglichen. Wir in unserer Region sind dazu bereit“, erklärt Kufsteins Bgm. Martin Krumschnabel. Für die Erstellung des Energieleitplanes wurde eine umfassende Bestandserhebung in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden durchgeführt. Von Photovoltaik über Wasserkraft, Biomasse Holz, Biogas aus Wirtschaftsdünger bis hin zu Grundwasser- und Erdwärmenutzungen wurden die jeweils gemeindeeigenen Energie-Ressourcen herausgearbeitet. In weiterer Folge wurden sie dem Wärme- und Strombedarf gegenübergestellt und Wege zur Zielerreichung für die Energieversorgung der Zukunft aufgezeigt. „Es ist eine sehr spannende Region mit zwölf Gemeinden, die ganz unterschiedlich strukturiert sind“, so Rupert Ebenbichler, GF Wasser Tirol. Daher seien die jeweils zehn Maßnahmenpakete, die für jede Gemeinde festgelegt wurden, teils sehr unterschiedlich.
Mobilität
„Der Grundgedanke des Mobilitätskonzept war, dass wir unbedingt die Treibhausgas-Emissionen senken müssen. Der Verkehrssektor ist der größte Emittent von CO2. Deswegen war der Schwerpunkt, vor allem den Rad-, Fuß- und den öffentlichen Verkehr zu fördern und auszubauen“, so Johannes Seichter von Kufstein mobil. Das Konzept wurde durch die Verkehrsplanungsbüros komobile und con.sens unter Mitwirkung des Mobilitätsbeauftragten Manuel Tschenet erarbeitet. Das geschah in einem umfangreichen Prozess mit breiter Bevölkerungsbeteiligung in mehreren Workshops sowie einer Befragung mit über 1.800 Teilnehmenden. Auch die zwölf Gemeinden, Tourismusverbände, das Land Tirol sowie weitere Stakeholder waren in den Planungsprozess eingebunden. Das Konzept besteht aus einer langfristigen Vision, die eine weit vorausschauende Perspektive einnimmt und als Richtschnur für die zukünftige Entwicklung dienen soll. Daneben werden 24 Leitprojekte vorgeschlagen, die Modellcharakter haben und großteils mittel- bis längerfristig umgesetzt werden können. Den Schwerpunkt bildet der Maßnahmenkatalog mit einer Vielzahl an Einzelprojekten, die sowohl gemeindespezifische als auch -übergreifende, kurz- und mittelfristige sowie kostengünstige als auch teurere Vorhaben beinhaltet.
„Bei den beiden Konzepten wurden nicht nur für jede einzelne Gemeinde, sondern auch gemeindeübergreifende Maßnahmen geprüft. Dazu wurde eruiert, wo Synergien genutzt werden können“, erklärte Katharina Spöck die Besonderheit des Energieleitplanes sowie des Mobilitätskonzeptes.
V. l.: Johannes Seichter (Kufstein mobil), Katharina Spöck (KEM KUUSK), Martin Krumschnabel (Obmann Stv. Leader-Region KUUSK, Bgm. Kufstein), LA Barbara Schwaighofer, Josef Ritzer (Obmann Leader-Region KUUSK, Bgm. Ebbs), Rupert Ebenbichler (GF Wasser Tirol) sowie Felix Thalheim (Projektleiter Wasser Tirol)